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Augusta Cornelia Salonina

Ziel dieses studentischen Projekts, aus dem Wintersemester 2012/13, das weit über das Semester hinaus betrieben wurde, war die Sammlung, Kartierung und Auswertung aller erreichbaren Quellen zu dieser Persönlichkeit. So wurde einerseits die Rolle einer römischen Kaiserfrau im bewegten dritten Jahrhundert beleuchtet, andererseits praxisnah die Zusammenschau verschiedener Quellengattungen geübt.

Beteiligte Studierende: Goran, Michael; Grave, Mitchell; Grossart, Kevin; Korte, Insa; Lehmann, Elena; Ramadani, Brikena; Sander, Ann-Christine

"...Salonina Sanctissima
Augusta..."

"...Salonina Sanctissima Augusta..."

Porträt der Cornelia Salonina, Hermitage, Jupiter Hall, St. Petersburg.

Geschichte

Die Zeit in der Cornelia Salonina lebte wird als „Reichskrise“ bezeichnet. Diese Krise zeichnet sich nicht, wie man annehmen könnte, allein durch wirtschaftliche Probleme aus, sondern ist dadurch geprägt, dass sich die jeweiligen Kaiser nie lange in ihrem Amt halten konnten. Viele der Kaiser regierten sogar nur wenige Monate oder Wochen. Erst mit dem Amtsantritt von Valerian im Jahre 253 schien es, als ob sich eine neue Dynastie bilden könnte. Valerian herrschte bis zum Jahre 260 zusammen mit seinem Sohn, Saloninas Mann, Gallienus, den er noch im gleichen Jahr zum Augustus erheben ließ. Diese Form der Doppelherrschaft zwischen Vater und Sohn ist zwar nicht neu, dennoch bot sie viele Vorteile. Dadurch, dass Gallienus bei Amtsantritt schon ein erwachsener Mann war, konnte er aktiv das politische Geschehen mitgestalten. De facto lief es hierbei auf eine räumliche Aufgabenteilung hinaus. Valerian bemühte sich darum, die Probleme an der Ostgrenze des Reiches zu lösen, während Gallienus die Bedrohung im Westen durch die Germanen übernahm.

Da Valerians Ehefrau Mariniana schon zum Zeitpunkt der Thronbesteigung tot war, fiel Salonina die Rolle der einzigen Augusta zu. Möglicherweise wurde sie 254 in diesen Rang erhoben. Cornelia Salonina gebar ihrem Mann zwei, möglicherweise auch drei Kinder. Diese entsandte Gallienus, noch minderjährig, zu verschiedenen Krisenherde des Reiches. Zwar sollten sie dort nicht aktiv Probleme bekämpfen, sondern hatten vielmehr die Aufgabe, durch ihre Anwesenheit den Kaiser zu repräsentieren und so Zuspruch für ihn zu gewinnen. Valerianus Iunior starb jedoch bereits in der ersten Jahreshälfte 258 und wurde daraufhin zum Gott erhoben (ILS 556). Über das Leben von Salonina selbst ist nur sehr wenig überliefert. Jedoch kam ihr, wie auch ihren Söhnen, eine wichtige repräsentative Rolle zu, um für die Herrschaft des Kaisers zu werben.

Gallienus konnte im Jahre 262 sein zehnjähriges Herrschaftsjubiläum feiern, das zum Anlass genommen wurde, ein neues „goldenes“ Zeitalter zu preisen.[1] Seit dem Jahre 260 herrschte er allein, nachdem sein Vater in persische Gefangenschaft geraten war, aus der er nie zurückkehren sollte. Eine größere Krise kann man sich wohl kaum vorstellen. Umso wichtiger war es nun, die verbliebenen Kräfte zu bündeln. Im Jahr der Gefangennahme erhielt Saloninus den Augustustitel in Köln. Er wurde jedoch kurz darauf vom gallischen Usurpator Postumus hingerichtet. Unter diesen Umständen gelang es Gallienus sich nur noch sechs weitere Jahre zu halten. Überall warfen sich Gegenkaiser auf. Am gefährlichsten Postumus in Gallien und Odaenathus in Palmyra. Der letzte Sohn des Gallienus, vielleicht auch ein Neffe, Marianus wurde erst kurz vor Ende der Herrschaft geboren. Die verzweifelte Lage zeigt sich auch darin, dass jener trotz seines Alters 268 zum Konsul suffectus ernannt wurde.
Gallienus verstarb im gleichen Jahr bei der Belagerung von Mailand, wo sich der Usurpator Aureolus zurückgezogen hatte. Salonina war bei diesem Feldzug dabei und wollte durch ihre Präsenz die Loyalität der Soldaten zum Kaiser sichern. Gallienus starb nicht in der Schlacht gegen den Rebellen, sondern fiel einem Komplott der Generäle zum Opfer, die ihre Absetzung befürchteten.
Saloninas Schicksal ist ungewiss, vermutlich starb sie als prominente Figur der valerianisch-gallienischen Herrschaft ebenfalls im Zuge dieses Komplotts. Marinianus und ein Bruder des Gallienus wurden jedenfalls auf Befehl des Senats getötet (Zonar. 12,26).

 

[1] Bleckmann, B., Die severische Familie und die Soldatenkaiser, in: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzham, Die Kaiserinnen Roms, Verlag C.H. Beck, München, 2002, S.265-339

 

 

Chronologie der Ereignisse

ca. 213 Geburt des Gallienus.
Sept./Okt. 253 Erhebung des Gallienus zum Caesar.
vor 22. Okt. 253 Erhebung des Gallienus zum Augustus.
254 (?) Erhebung der Salonina zur Augusta.
255 Erhebung des Valerianus Iunior zum Caesar.
1. Jan. 257 Consulatsantritt des Gallienus (in Rom?).
257 Valerianus Iunior wird Imperator.
Ende 257/Anf. 258 Tod des Valerianus Iunior in Illyricum.
1. Hälfte 258 Erhebung des Saloninus zum Caesar.
seit Sommer 260 (Vor 22. Juli) Alleinherrschaft des Gallienus.
Herbst 260 Saloninus nimmt den Augustustitel in Köln an.
Herbst 260 Saloninus wird an Postumus ausgeliefert und hingerichtet.
ca. 265 in Rom? Geburt des Marinianus.
265 Feldzug gegen Postumus in Gallien.
ca. Sept. 268 Ermordung des Gallienus und der Salonina (?) durch Offiziere aus den eigenen Reihen bei der Belagerung von Mailand.
Ende 268 Ermordung des Marinianus auf Veranlassung des Senats (?).

Das literarische Bild der Cornelia Salonina

Alles in allem geben die literarischen Quellen nur spärliche Informationen über Cornelia Salonia preis: Die Kaiserin war in erster Linie Ehefrau des Gallienus und Mutter des Saloninus. Dem Leser erweisen die knappen Texte, die in der Regel Gallienus als Hauptperson führen, dennoch einen weiteren Dienst, indem sie kleine Anmerkungen bieten, die zur Interpretation einladen. Beispielsweise berichtet die Kaiserbiographie des spätantiken römischen Geschichtsschreibers Sextus Aurelius Victor unter anderem von Gallienus' Liebe zu einer anderen Frau, Pipa (bzw. Pipara), der Tochter des Barbarenkönigs Attalus (Aur. Vict. Caes. 33,6). Durch die Historia Augusta und andere Quellen erfährt der Leser, es käme der Wahrheit am nächsten, dass der Name des Saloninus von dem Namen seiner Mutter stammt (Historia Augusta Gall. 21,3). Doch warum die Betonung dieses Umstandes, die auch in anderen Texten zu finden ist? Da sie erwähnt ist, muss sie die antiken Menschen beschäftigt haben. Wollte man damit einem Gerücht oder vielleicht einer Tatsache entgegenwirken? Möglicherweise spielte Gallienus‘ Geliebte Pipa in dieser Sache eine größere Rolle als angenommen. Die literarischen Quellen zeigen Cornelia Salonina auch als Kaiserin die sich im unmittelbaren Umfeld des Gallienus aufhält, selbst wenn dieser in den Krieg zog, denn der byzantinische Geschichtsschreiber Johannes Zonaras berichtet in seinen epitome historiarum, dass die Kaiserin, obwohl bewacht, durchaus in Gefahr geraten konnte (Zonaras 12,25). Die Herrschaft des Gallienus lässt sich aus den literarischen Texten als schwach charakterisieren. Darstellungen der Salonina sollen das offenbar unterstreichen: nicht nur betrog er seine Gattin und zog ihr eine Barbarin vor, sondern auch andere Texte suggerieren, dass er sich nicht durchsetzen konnte. Das Paar förderte zwar den Philosophen Plotin (Porphyrios, Vita Plotini 12), aber angeblich verhinderten Hofränke weiterreichende Pläne. An anderer Stelle versuchte Salonina am Hof die vermeintlich problematischen Entscheidungen des Herrschers zu konterkarieren, erwies sich als klüger als der Herrscher (An. Cont. fr. 5.1 = Müller FHG 4. 194). Der Kaiser wiederum untergrub angeblich öffentlich die Autorität seiner Frau (HA Gall. 12,5).

Damit zeigen die Quellen dem Leser, ein an Deutlichkeit oszillierendes Bild der Cornelia Salonina Augusta:

 

Porphyrios, Vita Plotini 12 (3.-4. Jh.)
ἐτίμησαν δὲ τὸν Πλωτἴνον μάλιστα καὶ ἐσέφϑησαν Γαλιῆνός τε ὁ αὐτοκράτως καὶ ἡ τούτου γυνὴ Σαλωνίνα. Ὁ δὲ τῇ φιλίᾳ τῇ τούτων καταχρώμενος φιλοσόφων τινὰ πόλιν κατὰ τὴν Καμπανίαν γεγενῆσϑαι λεγομένην, ἄλλως δὲ κατηριπωμένην ἠξίου ἀνεγείρειν καὶ τὴν πέριξ χώραν χαρίσασϑαι οἰκισϑείσῃ τῇ πόλει, νόμοις δὲ χρῆσϑαι τοὺς κατοικεῖν μέλλοντας τοῖς Πλάτωνος καὶ τὴν προσηγορίαν αὐτῇ Πλατωνόπολιν ϑέσϑαι, ἐκεῖ τε αὐτὸς μετὰ τῶν ἑταίρων ἀναχωρήσειν ὑπισχνεῖτο.
Καὶ ἐγένετ̓ ἂν τὸ βούλημα ἐκ τοῦ ῥᾴστου τῷ βασιλεῖ φϑονοῦντες ἢ νεμεσῶντες ἢ δἰ ἄλλην τινὰ αἰτίαν μοχϑηρὰν ἐνεπόδισαν.
12. The Emperor Gallienus and his wife Salonina greatly honoured and venerated Plotinus, who thought to turn their friendly feeling to some good purpose. In Campania there had once stood, according to tradition, a City of Philosophers, a ruin now; Plotinus asked the Emperor to rebuild this city and to make over the surrounding district to the new-founded state; the population was to live under Plato's laws: the city was to be called Platonopolis; and Plotinus undertook to settle down there with his associates. He would have had his way without more ado but that opposition at court, prompted by jealousy, spite, or some such paltry motive, put an end to the plan. (Übers. S. MacKennan)
Aurelius Victor de Caesaribus 33 (4. Jh.)

Sub idem tempus Licinius Gallienus cum a Gallia Germanos strenue arceret, in Illyricum properans descendit. Ibi Ingebum, quem curantem Pannonios comperta Valeriani clade imperandi cupido incesserat, Mursiae devicit moxque Regalianum, qui receptis militibus, quos Mursina labes reliquos fecerat, bellum duplicaverat. His prospere ac supra vota cedentibus more hominum secundis solutior rem Romanam quasi naufragio dedit cum Salonino filio, cui honorem Caesaris contulerat, adeo uti Thraciam Gothi libere pergressi Macedonas Achaeosque et Asiae finitima occuparent, Mesopotamiam Parthi, Orienti latrones seu mulier dominaretur, Alamannorum vis tunc aeque Italiam, Francorum gentes direpta Gallia Hispaniam possiderent vastato ac paene direpto Tarraconensium oppido, nactisque in tempore navigiis pars in usque Africam permearet; et
amissa trans Istrum, quae Traianus quaesiverat.
Ita quasi ventis undique saevientibus parvis maxima ima sumınis orbe toto miscebantur. Simulque Romam pestilentia grassabatur, quae saepe curis gravioribus atque animi desperatione oritur. Inter haec ipse popinas ganeasque obiens lenonum ac vinariorum amicitiis haerebat, expositus Saloninae coniugi atque amori flagitioso filiae Attali Germanorum regis, Pipae nomine; qua causa etiam civiles motus longe atrociores orti. Namque primus omnium Postumus, qui forte barbaris per Galliam praesidebat, imperium ereptum ierat; explosaque Germanorum multitudine Laeliani bello excipitur; quo non minus feliciter fuso suorum tumultu periit, quod flagitantibus Mogontiacorum direptiones, quia Laelianum iuverant, abnuisset.
Igitur eo occiso Marius, ferri quondam opifex neque etiam tum militiae satis clarus, regnum capit.
Proinde cuncta ad extremum reciderant, uti talibus imperia ac virtutum omnium decus ludibrio essent. Hinc denique ioculariter dictum nequaquam mirum videri, si rem Roınanam Marius reficere contenderet, quam Marius eiusdem artis auctor stirpisque ac nominis solidavisset. Hoc iugulato post biduum Victorinus deligitur, belli scientia Postumo par, verum libidine praecipiti; qua cohibita in exordio post biennii imperium constupratis vi plerisque, ubi Attitiani coniugem concupivit facinusque ab ea viro patefactum est, accensis furtim militibus per seditionem Agrippinae occiditur. Tantum actuariorum, quorum loco Attitianus habebatur, in exercitu factiones vigent, ut arduum petentibus malitia patraretur: genus hominum, praesertim hac tempestate, nequam venale callidum seditiosum habendi cupidum atque ad patrandas fraudes velandasque quasi ab natura factum, annonae dominans eoque utilia curantibus et fortunis aratorum infestum, prudens in tempore his largiendi, quorum vecordia damnoque opes contraxerit. Interim Victoria amisso Victorino filio, legionibus grandi pecunia comprobantibus Tetricum imperatorem facit, qui familia nobili praesidatu Aquitanos tuebatur, filioque eius Tetrico Caesarea insignia impartiuntur.
At Romae Gallienus pacata omnia ignaris publici mali improbe suadebat, crebro etiam, uti rebus ex voluntate gestis solet, ludos ac festa triumphorum, quo promptius simulata confirmarentur, exercens. Sed postquam periculum propinquabat, tandem urbe egreditur. Namque Aureolus, cum per Raetias legionibus praeesset, excitus, uti mos est, socordia tam ignavi ducis sumpto imperio Romam contendebat. Eum Gallienus apud pontem, cui ex eo Aureoli nomen est, fusum acie Mediolanum coegit. Quam urbem dum machinationibus omnis generis oppugnat, ab suis interiit. Quippe Aureolus, ubi solvendi obsidii spem inanem videt, ducum Gallieni tribunorumque nomina quasi destinata ab eo ad necem astu composuit litterasque emuro, quam occultissime potuit, abiecit; quae forte a memoratis repertae metum suspicionemque iniecere mandati exitii, verum eas effluxisse incuria ministrorum. Qua causa Aureliani consilio, cuius gratia in exercitu atque honos praestabant, simulata proruptione hostium nullis, uti re trepida ac repentina solet, tectum stipatoribus tabernaculo educunt nocte intempesta; teloque traicitur, cuiusnam per tenebras incertum. Ita auctoris necis errore an quia bono publico acciderat, inulta caedes fuit. Quamquam eo prolapsi mores sunt, uti suo quam reipublicae magisque potentiae quam gloriae studio plures agant. Hinc quoque rerum vis ac nominum corrupta, dum plerumque potior flagitio, ubi armis superaverit, tyrannidem amotam vocat damno publico oppressos. Quin etiam aliquanti pari libidine in caelestium numerum referuntur aegre exsequiis digni. Quis ni fides gestarum rerum obstitisset, quae neque honestos praemiis memoriae frustrari sinit neque improbis aeternam illustremque famam procedere, nequiquam peteretur virtus, cum verum illud atque unicum decus pessimo cuique gratia tribueretur demptum impie bonis. Denique Gallienum subacti a Claudio patres, quod eius arbitrio imperium cepisset, Divum dixere. Nam cum profluvio sanguinis vulnere tam gravi mortem sibi adesse intelligeret, insignia imperii ad Claudium destinaverat honore tribunatus Ticini retinentem praesidiariam manum. Quod sane extortum, cum neque Gallieni flagitia, dum urbes erunt, occultari queant, et, quisque pessimus erit, par similisque semper ipsi habebitur. Adeo principes atqueoptimi mortalium vitae decore quam quaesitis nominibus atque compositis, quantum coniciatur, caelum adeunt seu fama hominum dei celebrantur modo. At senatus comperto tali exitio satellites propinquosque per scalas Gemonias praeceps agendos decrevit, patronoque fisçi in curiam perducto effossos oculos pependisse satis constat, cum irruens vulgus pari clamore Terram matrem, deos quoque inferos precaretur, sedes impias uti Gallieno darent. Ac ni Claudius confestim recepta Mediolani urbe tamquam postulato exercitus parcendum, qui forte eorum supererant, praecepisset, nobilitas plebesque atrocius grassarentur. Et patres quidem praeter commune Romani malum orbis stimulabat proprii ordinis contumelia, quia primus ipse metu socordiae suae, ne imperium ad optimos nobilium transferretur, senatum militia vetuit et adire exercitum. Huic novem annorum potentia fuit.

Um dieselbe Zeit zog Licinius Gallienus, nachdem er die Germanen tatkräftig von Gallien ferngehalten hatte, eilends nach Illyrien hinab. Dort brachte er Ingebus, dem Befehlshaber Pannoniens, den, als er von der Niederlage Valerians [253-260, Vater von Gallienus] vernommen, der Ehrgeiz zu herrschen gepackt hatte, bei Mursia eine schwere Schlappe bei, und bald darauf auch dem Regalianus, der nach Übernahme der von der Katastrophe bei Mursia verschonten Soldaten den Krieg erneuert hatte. Als dies erfolgreich und über alle Erwartung gut verlaufen war, gab er, nach Menschenart vom Glück enthemmt, mitsamt seinem Sohne Salonius, dem er die Würde eines Caesar übertragen hatte, die römische Sache derart sozusagen einem Schiffbruch preis, dass die Goten, Thrakien ungehindert durchquerend, Makedonien, Achaia und die Kleinasien benachbarten Gebiete, die Parther hingegen Mesopotamien heimsuchten, dass im Osten Räuber oder eine Frau die Herrschaft ausübten, dass die Streitmacht der Alamannen damals in gleicher Weise Italien und die Stämme der Franken, nachdem sie Gallien verheert hatten, Spanien in Besitz nahmen, Tarraco verwüsteten und nahezu ausplünderten, ja dass ein Teil von ihnen, der sich beizeiten der Schiffe bemächtigt hatte, bis nach Afrika vordrang – und ausserdem ging jenseits der Donau verloren, was Trajan hinzuerworben hatte. So wurde, als ob von überallher Stürme wüteten, im ganzen Erdkreis Kleines mit dem Grössten, das Unterste mit dem Obersten zusammengeworfen. Und zugleich drang nach Rom eine Pestseuche vor, wie sie sich oft bei allzu drückenden Sorgen und seelischer Niedergeschlagenheit einstellt." Unterdessen besuchte Gallienus die Kneipen und Lasterhöhlen und klebte an Freundschaften mit Kupplern und Weinhändlern, während er seiner Gattin Salonina sowie einer schändlichen Liebe zur Tochter des Germanenkönigs Attalus, namens Pipa, verfallen war; daher kam es auch noch zu weit schlimmeren bürgerlichen Wirren. Denn als der erste unter allen hatte sich Postumus, dem damals die Barbaren in Gallien unterstanden, angeschickt, die Herrschaft an sich zu reißen; als ein Germanenhaufen zerstreut war, nahm ihn der Krieg gegen Laelianus in Beschlag; nachdem er diesen nicht minder glücklich verjagt hatte, erlag er einer Meuterei der eigenen Leute, weil er deren Forderung nach Plünderungszügen gegen Moguntiacum, das Laelianus unterstützt hatte, nicht nachgab.

So bemächtigt sich nach seinem Tode Marius, ein vormaliger Schmied und auch damals im Kriegsdienst nicht hinlänglich ausgezeichnet, der Herrschaft. In dem Maße war alles bis zum Äußersten heruntergekommen, daß solche Leute mit Machtstellungen und dem Lohn für Vorzüge jeder Art ihr Spiel trieben. Daher sagte man schließlich im Scherz, es scheine keineswegs wunderbar, daß ein Marius der römischen Sache aufzuhelfen suche, welche ein anderer Marius, Meister in derselben Kunst sowie Stifter des Geschlechts und Namens, gefestigt hätte.

Als man ihn umgebracht hatte, wird zwei Tage später Victorinus erkoren, an Kriegserfahrung dem Postumus gleich, doch von hemmungsloser Triebhaftigkeit; nachdem er sie anfänglich unterdrückt, dann aber häufig Gewalt angewendet hatte, Schändungen zu begehen, erlitt er nach zweijähriger Herrschaft, als er der Gattin des Attitianus nachstellte und diese ihrem Mann von der Tat berichtete, zu Köln durch insgeheim aufgehetzte Soldaten in einer Meuterei den Tod. So viel vermögen bei den Truppen die Umtriebe der Proviantmeister, zu denen Attitianus zählte, daß auch denen, die Schwieriges verlangten, ihre Schurkerei erfüllt wurde: ein zumal in unserer Zeit nichtsnutziger Menschenschlag, käuflich. verschmitzt, unruhestiftend, habgierig und wie von Natur geschaffen, Betrügereien ins Werk zu setzen und zu verschleiern, für den Getreidepreis maßgeblich und daher den Nützliches Treibenden sowie dem Fortkommen der Landwirte feindlich gesinnt, klug darauf bedacht, beizeiten denen Geschenke zu machen, durch deren Torheit und zu deren Schaden sie ihre Reichtümer erlangt hatten. Alsbald erhob Victoria - nach dem Verlust des Sohnes Victorinus und unter der teuer erkauften Billigung der Legionen - Tetricus zum Kaiser, der, von vornehmer Abkunft, als Statthalter Aquitanien beschirmte, und seinem Sohn Tetricus werden die Rangabzeichen eines Caesar zuerkannt.

Doch in Rom machte Gallienus den Leuten, die von dem allgemeinen Unglück nichts ahnten, frechweg weis, alles sei friedlich, wobei er noch häufig, wie nach wunschgemäß ausgeführten Unternehmungen üblich, Spiele und Triumphalfeste veranstaltete, um die vorgetäuschten Verhältnisse desto nachdrücklicher zu bestätigen. Doch als die Gefahr näher rückte, zog er endlich aus der Stadt ab. Denn Aureolus, der die Legionen in Raetien befehligte, ließ sich - wie es oft geht - durch die Sorglosigkeit eines derart schlaffen Führers herausfordern; er nahm den Kaisertitel an und marschierte gegen Rom. Gallienus schlug ihn bei der Brücke, die seitdem nach ihm ihren Namen hat, in einer Feldschlacht; er schloß ihn in Mailand ein.

Während er diese Stadt mit Maschinen jeder Art bestürmte, bereiteten ihm die Seinen den Untergang. Denn als Aureolus jede Chance vereitelt sah, die Belagerung zu sprengen, stellte er schlau die Namen der Truppenführer und Tribunen des Gallienus zusammen, als habe dieser sie zum Tode bestimmt, und ließ das Verzeichnis in größter Heimlichkeit von der Mauer hinabwerfen; es wurde zufällig von den Genannten gefunden und rief den furchtbaren Verdacht hervor, ihre Tötung sei in Auftrag gegeben; es sei indes infolge der Nachlässigkeit der Gehilfen ans Licht gekommen. Daher wurde auf Anraten Aurelians, dessen Beliebtheit und Ansehen im Heer obenan standen, ein Ausfall der Feinde vorgetäuscht; man führt den - wie es bei plötzlicher Verwirrung vorkommt - von keinem Leibwächter Geschützten in unwirtlicher Nacht aus dem Zelt, und schon wird er von einem Geschoß durchbohrt, von wessen Hand, bleibt in der Finsternis verborgen. So fand, weil der Urheber des Mordes ungewiß oder weil es zum Besten der Allgemeinheit so gekommen war, die Bluttat keine Sühne. Unsere Sitten sind indes schon so tief gesunken, daß sich die meisten eher vom eigenen als vom Nutzen des Staates und mehr vom Streben nach Macht als von dem nach Ehre leiten lassen. Deswegen ist auch die Bedeutung der Dinge und ihrer Bezeichnungen verfälscht worden, indem sehr oft der durch seine Schändlichkeit Überragende, wenn er mit den Waffen gesiegt hat, bei einem zum Schaden der Allgemeinheit Unterdrückten von der Beseitigung einer Tyrannis redet. Ja, es wird sogar manch einer mit gleicher Willkür in die Zahl der Himmlischen aufgenommen, der kaum ein Begräbnis verdient hat. Wenn denen nicht die Zuverlässigkeit der Geschichtswerke entgegenstünde, die nicht zuläßt, elaß die Anständigen um den Lohn der Erinnerung gebracht werden, und ebensowenig, daß Schurken auf ewig herrlichen Ruhm erlangen, dann wäre alles Streben nach verdienstlichem Tun vergebens, da jene wahre und einzigartige Zier nach Belieben gerade den Schlechtesten zuerkannt, den Guten aber auf schmähliche Weise vorenthalten würde.

Dem Gallienus verliehen schließlich die von Claudius hierzu gedrängten Väter, weil ihm dessen Entscheidung die Herrschaft zuerkannt hatte, den Titel Divus. Denn als er aus dem Blutstrom seiner schweren Verwundung ersah, daß ihm der Tod bevorstehe, sprach er die Abzeichen der Herrschaft dem Claudius zu, der im Range eines Tribuns in Ticinum eine Wachtruppe unter sich hatte. Diese Ehrung ist wahrlich erzwungen worden, da sich die Schandtaten des Gallienus, solange die Welt steht, nicht verheimlichen lassen und stets ein jeder, der besonders verworfen ist, als ihm gleich oder ähnlich gelten wird. In dem Maße treten die Kaiser und Besten unter den Sterblichen, soviel man vermuten kann, eher wegen ihres verdienstvollen Lebens als auf Grund von zusammengesuchten und ausgeklügelten Titeln in den Himmel ein oder werden sie jedenfalls in den Reden der Menschen als Götter gefeiert.

Als nun aber der Senat von dem Ende des Gallienus Kunde erhielt, beschloß er, daß dessen Gefolgsleute und Verwandte kopfüber die Gemnonische Treppe hinabzustürzen seien, und es steht hinlänglich fest, daß dem Sachwalter des Fiskus, den man in die Kurie geführt hatte, die ausgestochenen Augen herabhingen, während die hereinstürmende Menge mit einhelligem Geschrei die Mutter Erde und die unterirdischen Götter anflehte, Gallienus in die Wohnsitze der Verdammten zu schicken. Und wenn nicht Claudius sogleich nach der Einnahme von Mailand befohlen hätte, als habe es das Heer verlangt, daß die zu schonen seien, die etwa noch übrig waren, dann hätten Senat und Volk noch furchtbarer gewütet. Und die Väter stachelte hierzu außer dem allgemeinen Elend des römischen Machtbereichs noch die Erniedrigung des eigenen Standes an, weil Gallienus als erster in der ihm von seiner Schlaffheit eingegebenen Furcht, die Herrschaft möchte an die Besten des Adels gelangen, dem Senat den Kriegsdienst und den Besuch der Truppen verbot. Er hatte neun Jahre lang die Macht inne. (Übers. K. Groß Albenhausen u. H. Fuhrmann)

Epit. de Caes. 33,1 (Ende 4. Jh., Anfang 5. Jh.)
Gallienus quidem in loco Cornelii filii sui Salonianum, alterum filium, subrogavit, amori diverso pellicum deditus Saloninae coniugia et concubinae, quam per pactionem concessa parte superioris Pannoniae a patre, Marcomannorum rege, matrimonii apecie susceperat Pipam nomine. 2 Novissime adversus Aureolum profectus est. Quem cum apud pontem, qui ex eius nomine Aureolus appellatar, obtentum detrusumque Mediolanum obsedit, eiusdem Aureoli commento a suis interiit. 3 Regnavit annos quindecim, septem cum patre, octo solus. Vixit annos quinquaginta. Gallienus in fact, substituted another son, Salonianus, in place of his own son Cornelius, eager for the separate love of Salonina, his wife, and of a concubine -- Pipa by name -- , whom, when a portion of Pannonia Superior had been conceded through a treaty by her father, king of the Marcomanni, he had accepted in a kind of marriage. 2. Finally, he advanced against Aureolus. When, near some bridge, which is called "Aureolus" from his name, that had been seized and destroyed, he beseiged Mediolanum, he was killed by his men in imitation of this same "Aureolus." 3. He ruled fifteen years, seven with his father, eight alone. He lived fifty years. (Übers.: T. Banchich)
Historia Augusta Gall. 21,3 (4.-5. Jh.)
Tam variae item opiniones sunt de Salonini nomine, ut qui se verius putet dicere, a matre sua Salonina appellatum esse dicat, quam is perdite dilexit. et dilexit Piparam nomine barbaram regis filiam.Die Ansichten über den Namen des Saloninus gehen so weit auseinander, daß derjenige der Wahrheit am nächsten kommen dürfte, der den Namen von dessen Mutter Salonina ableitet … Wiewohl Gallienus in Pipara, die Tochter eines Barbarenkönigs, sterblich verliebt war. (Übers. E. Hohl)
Historia Augusta Gall. 12,5 (4.-5. Jh.)
idem, cum quidam gemmas vitreas pro veris vendidisset eius uxori, atque illa re prodita vindicari vellet, subripi quasi ad leonem venditorem iussit, deinde e cavea caponem emitti, mirantibusque cunctis rem tam ridiculam per curionem dici iussit: "Imposturam fecit et passus est". deinde negotiatorem dimisit. Ein andermal hatte jemand der Gemahlin des Kaisers aus Glas imitierte Edelsteine für echt verkauft; der Schwindel kam heraus, und die Kaiserin wollte gerächt sein; da ließ er den Verkäufer scheinbar den Löwen vorwerfen. Dann aber ließ er aus dem Zwinger einen Kapaun herausspazieren; als das Publikum über diese höchst lächerliche Szene sich wunderte, ließ er durch den Ansager verkünden: „Er hat betrogen und sieht sich betrogen.“ Dann ließ er den Händler laufen. (Übers. E. Hohl)
Zonaras 12,25 (12. Jh.)
Τοῦ δὲ Γαλιήνου ἐπεκδρομὰς ποιουμένου κατά τινων τῶν πολεμίων, ἐν κινδύνῳ ποτὲ γέγονεν ἡ βασίλισσα· συνῆν γὰρ αὐτῷ. Ὡς γὰρ ὁ βασιλεὺς ἐπεξέδραμε μετὰ τῶν πλειόνων στρατιωτῶν, ὀλίγοι πάνυ περιελείφϑησαν περὶ τὸ χαράκωμα. Ὅπερ οἱ πολἐμιοι ϑεασάμενοι ἐπῆλϑον τῇ τοῦ βασιλέως σκηνῇ, ἁρπάσαι διανοούμενοι τὴν βασίλισσαν. Εἷς δὲ τις τῶν ἠμελημένων στρατιωτῶν πρὸ τῆς σκηνῆς καϑήμενος καὶ τὸ οἰκεῖον ὑπόδημα τοῦ ποδὸς ἐκβαλὼν συνέρραπτεν αὐτό. Ὡς οὖν εἷδε τοὺς πολεμίους ἐπερχομένους, ἁρπάσας ἀσπίδα καὶ ἐγχειρίδιον περιϑύμως ὥρμησε κατ̕ αὐτῶν. Καὶ πλήξας ἕνα καὶ δεύτερον, ἀνέκοψε τοὺς λοιποὺς ἀποδεδειλιακότας πρὸς τὴν ἐκείνου ὁρμήν.
Καὶ οὕτω πλειόνων συνδραμόντων στρατιωτῶν ἡ τοῦ βασιλέως διασέσωστο γαμετή.
Then Auriolus was wounded and penned in Mediolanum, besieged there by the sovereign. While Galienus was making sorties against some of the enemy, the empress was on one occasion exposed to danger. For she was present with him. For as the sovereign had sallied forth with the majority of his troops, very few were stationed about his camp. The enemy, when they noticed this, attacked the sovereign’s tent, intending to snatch the empress. One of the soldiers who had been left behind had seated himself in front of the tent, removed one of his shoes from his foot, and was mending it. Then as he saw the enemy attacking, he grabbed a shield and dagger and bravely rushed against them. He struck one and a second and blocked the remainder, who had shied away before his charge. And so, when more soldiers had raccd to the spot, the sovereign's wife was saved. (Übers. T. Banchich & E.Lane)
Anonymus post Dionem fr. 5,1 = Müller FHG 4, 194 (Datierung umstritten: 4.-6. Jh.)
ὄτι ἡ τοῦ Γαλιηνοῦ γαμετὴ τοῦ βασιλέως ἀπηρέστθη τῷ προσώπῳ Ἰνγενούου, καῖ μεταπεμψαμένη Βαλεντῖνον, εἶπεν αὐτῷ ὅτι „ἑγὼ τὴν σὴν προαίρεσιν οἶδα´, τὸν δὲ βασιλέα ἐπὶ μὲν τῇ σῇ ἐπιλογῇ ἐπαινῶ, ἐπὶ δὲ τῇ Ἰνγενούου οὐκ ἐπαινῶ. ἐν πολλῇ γάρ μοι ὑπονοίᾳ ἐστίν· ἀλλ᾿ ἀντιπρᾶξαι τῷ βασιλεῖ οὐ δύναμαι· ἀλλὰ σὺ ἐπιτήρει τὸν ἄνδρα.“ ἀποκρίνεται Βαλεντῖνος ὅτι „γένοιτο μὲν καὶ Ἰνγένουον γνήσιον περὶ τὴν δουλείαν ὑμῶν ὀφθῆναι, ἐπεὶ τὸ ἐν ἐμοὶ οὐκ ἂν παραλείψω τι τῶν εἰς εὔνοιαν δρώντων τοῦ ὑμετέρου οἴκου.“ Der Gemahlin des Gallienus mißfiel das Gesicht des Ingenuus. Sie ließ (den Hofbeamten) Valentinus holen und sagte ihm: “Ich kenne deine Einstellung. Den Kaiser lobe ich dafür, dich ausgewählt zu haben. Wegen der Wahl des Ingenuus lobe ich ihn aber nicht. Mir ist er sehr verdächtig. Aber ich kann nicht gegen den Kaiser handeln. Doch du sollst den Mann beobachten”. Daraub antwortete Valentinus: “Möge Ingenuus gleichfalls treu im devoten Dienst an euch [Salonina und Gallienus] verharren, da ich doch, sowiet es an mir liegt, nichts unterlassen werde, was auf das Wohlergehen eures Hauses Bezug hat.” (Übers. B. Bleckmann)

 

 

 

Porträts

Bild 1: © S. Sosnowskij; Bild 2: © R. Ulrich

Obwohl sich die Porträts in ihrem äußeren Erscheinungsbild sowie in Details der Frisur unterscheiden, strahlen beide eine Mütterlichkeit aus, die als charakteristisch zu bezeichnen ist.

Bei der Büste aus St. Petersburg ist diese Mütterlichkeit mit Strenge und Nachdenklichkeit verbunden. Bei dem Kopf aus Rom hingegen weicht die Stränge zugunsten der Jugendlichkeit und Unbeschwertheit, die durch das wohlgerundete Gesicht erzeugt wird.

Je nach Lebensphase und Intention der Salonina und des Imperators, könnten beide Porträts Abbildungen der Augusta Salonina sein. Der Kopf aus Rom könnte eine Darstellung Saloninas in jungen Jahren und somit zu Beginn ihrer Vermählung mit Gallienus sein. Bereits in der Herrschaft des Valerian, ihres Schwiegervaters, war sie die einzige Augusta. Für diese Interpretation würde sprechen, dass sie als wohlgenährte junge Frau den Anschein von Frische und Fruchtbarkeit verkörpert. Die Geburt der drei Söhne Valerianus, Saloninus und Marinianus unterstreicht diese Vermutung, da die Augusta so ihre gute Gebärfähigkeit zeigte.

Ob ihr diese Grundlage das Selbstbewusstsein verschaffte, später als Partnerin neben Gallienus zu agieren, kann nur vermutet werden. Das Bildnis aus St. Petersburg würde jedoch dafür sprechen, da eine bereits gealterte, aber dennoch durch Fruchtbarkeitsattribute gekennzeichnete, Frau zu erkennen ist, die um einiges an Charakter dazu gewonnen hat. Der Blick ist nicht mehr neutral nach vorne gerichtet, sondern widerspenstig zur Seite. Die Augenbrauen sind nachdenklich zusammengezogen und im Gesicht sind erste Falten zu erkennen. Dies spricht dafür, dass Salonina eine neue Position im Herrschaftsgebiet inne hatte, eine Position bei der ihre Weiblichkeit eine untergeordnete Rolle spielte. Das Bildnis in Verbindung mit den literarischen Überlieferungen legt nahe, dass Salonina besonders in der letzten Phase ihres Lebens als Partnerin und Beraterin des Gallienus auftrat und nicht nur als Mutter seiner Kinder.[1]

Wir haben es also möglicherweise mit zwei Porträttypen zu tun, die zwei verschiedene Lebensphasen der Augusta repräsentieren. Salonina als Gattin des Nachfolgers und Mitaugustus, von der lediglich die Fortsetzung der Dynastie erwartet wurde und Salonina als Partnerin an der Seite des Alleinherrschers Gallienus, auf deren Schultern auch Verantwortung für das Reich lastete.

[1] Porphyrios, Vita Plotini 12. Zonaras 12, 25.

Inschriften

Inschriftengattungen

Weihinschriften

Der Aufbau von römischen Inschriften folgt, in der Regel, stereotypen Formulierungen. Daher werden meist Abkürzungen für geläufige Floskeln und Nomina verwendet. So natürlich auch bei dem Formular von Weihinschriften.
Die typische Weihinschrift enthält neben Nennung des Namens (im Dativ) der Gottheit, der die Widmung gilt und dem Namen des Dedikanten (d.h. der Person, die der Gottheit huldigt) selbst, meist auch eine Dedikationsformel, die gekennzeichnet wird durch Wörter wie sacrum (geweiht), dedicavit (er/sie hat gewidmet) und so weiter. Außerdem wird meist die erhoffte Wirkung der Weihung genannt (z.B. pro salute, für das Heil [von Kaisern, beispielsweise]). Oftmals wird eine göttliche Eingebung als Grund für die Herstellung der Inschrift genannt (z.B. ex iussu, auf Befehl [der Gottheit]). Geht der Stiftung einer Weihinschrift ein Gelübde (votum) voraus, dann enden diese Inschriften mit den Buchstaben VS, bzw. VSLM, Abkürzungen der Phrasen Votum Solvit (Er/sie hat das Gelübde erfüllt.) und Votum Solvit Libens Merito (Er/sie hat das Gelübde gerne und nach Gebühr erfüllt.).

Ehreninschriften

Eine Ehreninschrift soll, vor Allem, herausragende Persönlichkeiten wie beispielsweise Kaiser oder hohe Magistrate ehren. Sie beginnt mit Nennung des Namens (im Dativ) der zu ehrenden Persönlichkeit. Um die besondere soziale Stellung und den Verdienst der Person zu preisen, folgen dann ihre, mitunter den größten Teil der Inschrift ausmachenden, Titel und Ehren. Bei Kaisern werden meist sämtliche Sieger und Ehrenbeinamen genannt (z.B. Germanicus Maximus), sowie auf Anzahl der Ämter und Amtsgewalten hingewiesen (Tribunicia potestas, usw.).
Inschriften können gegebenenfalls anhand dieser präzisen Kaisertitulatur datiert werden. Den Schluss einer Ehreninschrift bildet meist die Nennung des Dedikanten selbst. Oftmals sind das die Stadtoberen einer Provinzialstadt, weshalb die Inschrift üblicherweise mit der Abkürzung DD (decurionum decreto, auf Anweisung der Dekurionen. D.h. des Stadtrates, der hier als Dedikant fungiert) endet.

Bauinschriften

Bauinschriften öffentlicher und privater Gebäude:

Bauinschriften zeichnen sich durch Nennung der Bauherren und oft auch einer Widmung an den Kaiser und seine Dynastie aus (Pro Salute Domus Divinae, für das Heil des göttlichen Hauses [d.h. des Kaiserhauses]). In diesem Typus Inschrift wird meist ein Verb des Bauens verwendet (z.B. fecit, er/sie hat gemacht/gebaut) und eine Angabe (oft mit HS, Sesterzen) zu Kosten und Finanzierung (z.B. de suo, aus eigenen Mitteln) gemacht. Bauinschriften waren entweder auf Tafeln, die an den Gebäuden angebracht worden waren, zu finden, oder wurden an die Gebäude selbst gemeißelt.

Meilensteine

Traditionell werden die Inschriften auf Meilensteinen zu den Bauinschriften gerechnet.
Ihre Besonderheit besteht aber vor allem darin, dass bei ihnen, in dem für uns relevanten Zeitraum (nämlich nach der Herrschaft des Septimius Severus), zunehmend auf Angabe des caput viae (wörtlich „Kopf der Strasse“, gemeint ist der Ausganspunkt der Strasse, also der Stadt, von welcher die Strasse ausgeht), Angabe der Meilen, usw. verzichtet wurde, dafür aber Lob des Kaisers und seiner Dynastie betont wird.
Der Aufbau ähnelt also dem der Ehreninschriften, weil auf vollständige Kaisertitulatur besonderer Wert gelegt wird.

Der Aufbau einer typischen Cornelia Salonina Inschrift:

Exemplarisch für den Aufbau einer Cornelia Salonina Inschrift ist CIL 14, 5335.
Saloninae / Augustae / per omnia concordi / et consorti Gallieni / Augusti n(ostri) / Flavius / Priscus
Diese, an Cornelia Salonina gerichtete, Ehreninschrift beginnt mit dem Namen der Salonina Augusta im Dativ (Saloninae Augustae). Danach wird auf ihre Funktion als, durch alles (per omnia), einträchtigen (concordi) Gefährtin (consorti) des Herrschers Gallienus (Gallieni Augusti nostri) hingewiesen. Zum Abschluss der Inschrift folgt die Nennung des Dedikanten, Flavius Priscus. Oftmals wird Salonina allerdings eher als Ehefrau (coniux) statt als Gefährtin des Gallienus genannt.

Auswertung: Cornelia Salonina in den epigraphischen Befunden

Bei den uns heute noch erhaltenen lateinischen Inschriften, die Cornelia Salonina erwähnen, handelt es sich primär um Weih- und Ehrinschriften, die teils Cornelia Salonina alleine, teils aber auch dem Kaiserpaar (bzw. dessen salus) gewidmet sind. Geographisch stammt ein Großteil der Inschriften aus der Provinz Africa Proconsularis. Es finden sich aber auch Inschriften aus Rom, Etrurien und Campanien.

Der Bestand an Inschriften ist relativ gering, was nicht nur den politischen Umständen Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr.[1] geschuldet sein dürfte, sondern vor allem der Tatsache, dass Cornelia Salonina nach ihrem Tod aller Wahrscheinlichkeit nach einer damnatio memoriae zum Opfer gefallen ist.[2] Diese damnatio memoriae ist wohl nicht für sie direkt ausgesprochen worden, sondern lediglich für ihren Gatten Gallienus. Dennoch darf angenommen werden, dass ihr Vermächtnis auf Grund der Rolle, die sie zu Lebzeiten politisch eingenommen hatte, zusammen mit dem ihres Mannes geächtet wurde. Hierfür spricht auch der gewaltsame Tod des Gallienus, der einem Komplott seiner eigenen Generäle zum Opfer fiel.[3] Da bislang keine Quellen bekannt sind, in denen Cornelia Salonina nach dem Tod ihres Mannes erwähnt wird, ist wahrscheinlich, dass sie im Rahmen der Unruhen ebenfalls den Tod fand sowie Opfer einer damnatio memoriae wurde.

Die Inschriften zeigen, ähnlich wie die Münzfunde, Cornelia Salonina vorzugsweise in der Rolle einer Ehefrau bzw. Mutter. Fast alle Inschriften[4] verweisen auf ihre besondere Stellung als Ehefrau des Gallienus, aber auch in begrenztem Maße auf ihre Mutterrolle im dynastischen Geflecht. Anders konnotierte Inschriften lassen sich kaum finden, so dass geschlussfolgert werden kann, dass Cornelia Salonina besonders in ihrer Ehefrauenrolle stilisiert wurde. Dafür spricht auch die Inschrift Nr. 58[5], welche Salonina als consors ihres Mannes darstellt.
Damit rückte sie nah an ihren Mann heran. Beide werden folglich nach außen hin als Paar wahrgenommen. Dies bestärkt die Annahme einer damnatio memoriae für das Herrscherpaar.
Des Weiteren zeigen einige der noch erhaltenen Inschriften Cornelia Salonina als eine typische Kaiserin mit denen für eine römischen Kaiserin zu erwartenden Epitheta wie z. B. sanctissima[6]. Allerdings sind diese Epiteta vergleichsweise gering.[7] Dennoch weisen die Inschriften für Salonina gewisse Eigentümlichkeiten auf, wie sie sich erst ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. in dem epigraphischen Befund für Kaiserinnen nachweisen lassen. So begegnet die Ehrung als sanctissima Augusta erst seit Julia Mamaea[8] als Anrede der römischen Kaiserin.[9] Zudem lassen sich titularische Anknüpfungspunkte zu der Titulatur Julia Domnas finden, welche als erste römische Kaiserin mater Augusti[10] sowie mater castrorum et senatus et patriae[11] tituliert wurde.[12] Allerdings impliziert Saloninas primäre Rolle als Ehefrau, dass sie in den ihr gewidmeten Inschriften weniger oft mit der seit Julia Domna[13] verwendeten „mütterlichen“ Titulatur bedacht wird. Zudem wird Salonina im epigraphischen Befund auch nicht als pia und felix bezeichnet, wie es bei Julia Domna der Fall war. Beide Epitheta bleiben dem Herrscher vorbehalten.

Generell scheint es so, als ob eine gewisse Zurückhaltung die Ehrungen der Kaiserin charakterisiert.[14] Cornelia Salonina wird nur in sieben Inschriften mit dem militärisch konnotiert Titel der mater castrorum belegt.[15] Auch die Titel mater senatus (fünfmal) und mater patriae (einmal) sind selten in den Inschriften erwähnt. Obwohl einige der Weih- und Ehrinschriften Salonina als Mutter bezeichnen, wird sie nie in ihrer Rolle als solche geehrt.
Dieser Befund lässt sich vermutlich damit erklären, dass seit der Alleinherrschaft des Gallienus eine Verehrung Saloninas in der Mutterrolle nicht mehr so wichtig war, sondern ihre Rolle als Ehefrau in den Vordergrund trat.[16] Gestüzt wird diese Annahme dadurch, dass sich in keiner der Inschriften ein Bezug auf die Söhne Saloninas finden lässt. Daher kann angenommen werden, dass die Inschriften auf die Zeit nach dem Tod des Valerianus Caesar und des Saloninus zu datieren sind. Nach dem Verlust ihrer beiden Söhne geriet die bis dahin dynastisch konnotierte Herrschaftsideologie Gallienus und Saloninas ins Wanken. Vor diesem Hintergrund ist die Inschrift Nr. 2[17] zu deuten. Auf Grund ihrer Erwähnung Saloninas als mater Augustorum nostrorum muss die Inschrift auf die Zeit vor 258 n. Chr. datiert werden. Die Betonung der Mutterrolle Saloninas ist als Zukunftsausblick auf die Rolle Salonias als Stammmutter des gallienischen Geschlechts zu verstehen und fasst somit die Herrschaftsideologie Gallienus und Saloninas. Spätestens seit dem Tod des Saloninus lässt sich allerdings eine Zäsur in der Herrschaftsideologie ausmachen, da eben die Darstellung Saloninas als Mutter von ihrer Darstellung als Ehefrau abgelöst wird.

Als Auftraggeber bzw. Initiatoren der ausschließlich Salonina gewidmeten Inschriften werden meistens die Dekurionen der jeweiligen Gegend genannt. In den wenigsten Fällen treten Einzelpersonen als Dedikanten auf. Inschriften, die dem kaiserlichen Paar gewidmet sind erwähnen hingegen primär Soldaten als Urheber.
Die geographische Verteilung der Inschriften kann zum einen durch die Anwesenheit von Truppen, zum anderen durch die Verbundenheit bestimmter Städte mit dem Kaiserpaar bzw. der Kaiserin selber erklärt werden.
So stammen z. B. fünf Inschriften aus der colonia Iunonia Faliscorum. Zwei davon berichten darüber, dass Salonina sich dem Ort gegenüber als großzügig präsentiert und sich dadurch verdient gemacht habe. Die übrigen drei sind dem Numen der Kaiserin geweiht. Alle Inschriften wurden unter Tyrius Septimius Azizus gesetzt. Bei diesem handelte es sich um einen Ritter mit orientalischen Wurzeln, der als kaiserlicher Verwaltungsbeamter die Finanzverwaltung der colonia Faliscorum überwachen sollte.[18] Eine mögliche Erklärung für das besondere Wohlwollen des Herrscherpaares gegenüber der colonia Iunonia Faliscorum lässt sich vermutlich daher erklären, dass Mariniana, die Mutter Gallienus, aus dieser colonia stammte.[19] Eine andere Möglichkeit bestünde darin, dass erst Gallienus der Stadt ihren Status als colonia zugestanden hat.
Dennoch lässt sich im Namen der colonia selber ein Verweis auf Salonina finden. Der Name Iunonia Faliscorum deutet auf eine Verbundenheit der colonia mit Iuno hin. Eine ähnliche Verbundenheit mit Iuno ist auch für Salonina durch die numismatischenBefunde[20] belegt. Einige ihrer Münzen bilden Cornelia Salonina mit Iuno zusammen ab, wodurch eine Parallelität zwischen der colonia und Cornelia Salonina entsteht, die vielleicht sogar auf eine direktere Verbindung von Stadt und Kaiserin hinweisen soll.

Ein weiteres Beispiel einer solchen Verbundenheit von Stadt und Kaiserin findet sich in den Inschriften für Salonina aus Lepcis Magna. Wie die Inschriften Nr. 32[21] und Nr. 33[22]zeigen, wurde Salonina nicht nur als Cornelia Salonina sanctissima Augusta nostra bezeichnet, sondern auch ihr Gentilname wurde auf die colonia Ulpia Trajana übertragen. Diese besondere Ehrung sowie die Bezeichnung Saloninas als nostrae findet sich nur in den Inschriften aus Lepcis Magna für Salonina und stellt damit für ihre Inschriften eine Ausnahme dar, der besondere Beachtung geschenkt werden sollte. Möglicherweise könnte hier ein Zusammenhang mit dem dortigen Statthalter P. Cornelius Saecularis[23] identifiziert werden. Bei diesem könnte es sich z. B. um einen nahen Verwandten – z. B. ihren Vater – handeln.[24] Diese Annahme wird dadurch bestärkt, dass die in Lepcis Magna gefundenen Inschriften primär der Kaiserin gewidmet sind und weniger dem Kaiser selbst.
Dennoch bleibt zu konstatieren, dass die Addition des Herrschernamens zum Stadtnamen auch im Falle des Gallienus[25] nachgewiesen ist und diese Praxis ein Mittel der Herrschaftspropaganda[26] ist.

Trotz der damnatio memoriae lassen sich besonders in der Provinz Africa Proconsularis noch viele Inschriften finden, die Cornelia Salonina sicher zuzuordnen sind. Folglich konnte oder wurde die damnatio memoriae nicht in allen Teilen des römischen Reiches durchgesetzt. Die Gründe hierfür dürften vielfältig sein und lassen sich heutzutage kaum sicher rekonstruieren. Dies liegt auch daran, dass viele der uns heute vorliegenden Inschriften nur noch fragmentarisch erhalten sind und sich ihr Inhalt deswegen nur schwer erschließen lässt. Erschwerend kommt zudem noch hinzu, dass generell recht wenig über Cornelia Salonina an historisch Gesichertem tradiert ist, was eine detaillierte Auswertung der noch erhaltenen Inschriften erheblich erschwert.

[1] Johne, K.-P., Hartmann, U., Gerhardt, T., Die Zeit der Soldatenkaiser, Akademie Verlag, Berlin, 2008. [2] Hier sei exemplarisch auf die Inschrift CIL 5, 857 verwiesen. Zur Annahme, dass hier eine damnatio memoriae vorliegt, siehe Klein, B., Tranquillina, Otacilia, Etruscilla, Salonina, Vier Kaiserinnen des 3. Jhd. n. Chr., Diss. Saarbrücken, 1998, S. 235. [3] Bleckmann, B., Die severische Familie und die Soldatenkaiser, in: Hildegard Temporini-Gräfin Vitzthum (Hg.), Die Kaiserinnen Roms, Von Livia bis Theodora, Verlag C. H. Beck, München, 2002, S. 316f. [4] Zehn Inschriften bezeichnen Salonina als mater. Sechunddreißig Inschriften bezeichnen sie als coniux, was ihre Rolle als Ehefrau deutlich in den Vordergrund treten lässt. [5] CIL 14, 5335. [6] Das Epitheton sanctissima findet sich insgesamt siebzehn mal in den Inschriften. [7] So wird das Epitheton sanctissima lediglich siebzehnmal in den Inschriften erwähnt. [8] Bei Julia Mamaea handelt es sich um die Mutter des römischen Kaisers Severus Alexander, welcher von 222 bis 235 n. Chr. regierte. [9] Kuhoff, W., Zur Titulatur der römischen Kaiserinnen während der Prinzipatszeit, Klio 75, 1993, S. 254. [10] Beispielhaft sei hier auf die Inschriften Nr. 2 (AE 1990, 227) und Nr. 49 (CIL 6, 1107 (p 844, 3071, 4324)) verwiesen. [11] Beispielhaft sei hier auf die Inschrift Nr. 48 (CIL 5, 857 = InscrAqu-1, 447 = IEAquil 75) verwiesen. [12] Klein, 1998, S. 255. [13] Julia Doman war die zweite Ehefrau des römischen Kaisers Septimius Severus (193-211 n. Chr.) und Mutter der späteren römischen Kaiser Caracalla (211-217 n. Chr.) und Geta (Mitregent im Jahre 211). [14] Bleckmann, 2002, S. 311f. [15] Beispielhaft sei hier auf die Inschriften Nr. 1 (SupIt 1 FN, 12 = AE 1982, 272), 14 (CIL 9, 4961), 16 (CIL 10, 5828), 22 (CIL 11, 3092) und 47 (CIL 6, 1106 (p 3071, 3778, 4324) = CIL 11, 279 = D 548 = AE 1992, 78) verwiesen. [16] Bleckmann, 2002, S. 312. [17] AE 1990, 227. [18] Klein, 1998, S. 236. [19] Vgl. Klein, 1998, S. 237. Klein geht sogar noch einen Schritt weiter und äußert die Vermutung, dass auch Salonina eventuelle Wurzeln in der colonia Faliscorum besaß. [20] Hier sei exemplarisch auf die Münze RIC 92 verwiesen, die auch unter dem Reiter „Münzen“ auf dieser Internetseite abgebildet ist. [21] IRT 284 = Leptis Magna 83 = AE 1950, 206. [22] IRT 456 = AE 1950, 208 = IRT-S, 24. [23] Vgl. IRT 678. [24]Allerdings wäre das sehr eigenförmlich für die Zeit des Gallienus. Vgl. Christol, Michel, Essai sur l'évolution des carrières sénatoriales : dans la seconde moitié du IIIe siècle ap. J. C., Nouv. Éd. Latines, Paris, 1986, S. 188. [25] Vgl. die Inschrift AE 1999, 1830 aus Carthago: „ ] / [col(onia) Conc(ordia) Iul(ia) Aurel(ia) Ant(oniniana)] / Gallieniana [Karthago] / devota n[umini] / maiestati[que eius] / d(ecreto) d(ecurionum) p(ecunia) p(ublica)“; aber auch de Blois, Lukas, The policy of the emperor Gallienus, Brill, Leiden, 1976, S. 115. [26] Klein, 1998, S. 245.

Hier finden Sie alle Inschriften zu Cornelia Salonina.

 

 

Münzen

Insgesamt 178 Münzen belegen die Rolle Saloninas in der Herrschaft von Schwiegervater und Gatte. Teilweise ist die Kaiserin im Profil auf dem Avers abgebildet und auf dem Revers als Personifikation einer Göttin oder als Göttin selbst. Die beidseitige Abbildung auf einer Münze ist jedoch nur der Fall, wenn diese Münze der Kaiserin direkt gewidmet ist. Von dieser Art Münzen gibt es im Falle Saloninas circa 74.

Besonders häufig sind die Darstellungen Saloninas als Venus. Entweder wird Salonia als Venus genetrix oder als Venus victrix dargestellt. Die Venus genetrix (RIC V 8) weist verschiedene Attribute auf: Entweder trägt sie einen Helm oder hält einen Apfel und Palmzweig in der Hand. In einer Hand ist immer ein Zepter vorzufinden. Häufig ist zu ihren Füßen die Darstellung des Gottes Amor – wahrscheinlich als Verbildlichung eines Kindes. Die Venus genetrix ist die Stammmutter des römischen Volkes. Dadurch wird Salonina als Kaiserin zur Mutter des römischen Volkes.

Die Venus victrix und die Venus genetrix gleichen sich im Laufe der Herrschaft des Gallienus immer stärker an. Die Venus genetrix ist allerdings die bedeutendere und wichtigere Venusdarstellung, die Salonina zeigt.

Die Venus victrix (RIC V 86) hat ähnliche Attribute, allerdings mit einer anderen Bedeutung. Wie die Venus genetrix hat sie den Amor zu ihren Füßen. Dargestellt wird sie mit oder ohne Schild. Die Venus victrix ist die „Siegreiche“ oder auch die „Siegbringende“. Somit wird Salonina in dieser Version zu einer glücksbringenden Göttin des römischen Volkes. Militärische Prägungen verweisen zudem auf die Treue der Soldaten.

Eine weitere häufige Darstellung ist Salonina als Pietas (RIC V). Ähnlich wie die Venus genetrix kann sie als eine Art Mutter angesehen werden oder auch als die Personifizierung der Loyalität gegen Götter und Menschen. Ihre Attribute sind eine Kiste mit Düften, ein Zepter oder ein Opfergefäß. Zu ihren Füßen sitzen meistens mehrere Kinder oder sie befindet sich an einem Altar, um zu beten oder zu opfern.

Zahlreiche Münzen gibt es auch mit dem Abbild der Juno. Juno ist die Göttin der Geburt, der Ehe und der Fürsorge. Zusätzlich ist sie Schutzpatronin der Münzstätte Rom. Zu ihren Attributen zählen das Zepter, das Opfergefäß oder der Pfau. Außerdem werden Kaiserinnen seit Faustina so auch Salonina als Juno Regina (RIC V 46) dargestellt, die Gemahlin des höchsten Gottes Jupiter, mit dem zusammen sie auf dem Kapitol in Rom verehrt wird. Eher ungewöhnlich ist Iuno conservator, wohl aus dem Jahr 256.

Diese vier Beispiele zeigen das Programm, welches bei der Münzprägung verfolgt wurde. Salonia verkörpert Göttinnen, deren Tugenden und Funktionen eine Frau aufweisen sollte. Besonders häufig ist die mütterliche Darstellung, die das römische Volk beschützt und auch die Stadt Rom unterstützt. Weitere wichtige Funktionen, die eine Kaiserin dem Volk oder dem Kaiser bieten musste, sind Fruchtbarkeit, Treue, Glück, Frieden, Sittsamkeit, Sicherheit, Reichtum oder Wohlergehen. Aequitas, Gerechtigkeit, ist dagegen eine Herrschertugend, ebenso Virtus. Es wird deutlich, dass es sich bei den Münzprägungen nicht um die Person Saloninas handelt. Ihre Persönlichkeit wird in den Hintergrund gestellt und ihr werden Attribute zugeschrieben, die dem gesamten Wohlergehen des Volkes und des Kaisers nützen. Die Fecunditas-Prägungen aus den Jahren 256-7, die in Silber und Kleinmünzen ausgegeben werden, stehen im Gegensatz zur Fecunditas Aug(ustae), für die sogar Goldquinare emittiert wurden. Letztere mögen die dritte und letzte Geburt anzeigen.

Werden Münzprägungen analysiert, die sowohl auf dem Avers als auch auf dem Revers Salonina zeigen beziehungsweise verkörpern, wird ebenfalls ein bestimmtes Thema gewählt. Salonina ist im Profil zu sehen, ihr Blick nach rechts gerichtet. Ihre Haare sind zu einer zeitgenössischen Melonenfrisur geflochten, bei der einzelne Strähnen nah am Kopf nach hinten geflochten werden und in einem einzelnen geflochtenen Zopf enden. Dieser wird dann hochgesteckt und mit einer Stephane geschmückt. Erkennbar sind auch ein Gewand und eine Mondsichel. Diese Mondsichel verweist auf die Göttin Diana, die Göttin der Jagd und des Mondes. Auf den Antonianen ist Saloninas Porträt stets auf der Mondsichel positioniert. Damit werden ihre Prägungen mit den Antonianen des Gallienus parallelisiert, dessen Porträt auf den Antonianen mit der Strahlenkrone geschmückt ist. Kaiser und Kaiserin sind Sol und Luna; Helios und Selene; Sonne und Mond. Diana von einer Beschützerin der Frauen, der Mädchen und der Geburt zu einer Astralgottheit. Die umlaufende Inschrift lautet meistens SALONINA AVG, Kaiserin Salonina.

Schließlich bleibt zu erwähnen, dass sich die Datierung der Münzen als schwierig erweist. Die Einzelprägungen für Salonina scheinen sich auf die Jahre 254 bis zu ihrem Tod um 268 zu beziehen.

Deutung: Cornelia Salonina - Versuch einer Rekonstruktion

Die Porträts von Salonina markieren zwei unterschiedliche Lebensabschnitte der Augusta. Sie deuten darauf hin, dass zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedliche Ansprüche auf der Person Cornelia Salonina lasteten. Ein Porträt zeigt eine junge wohlgenährte Frau, scheinbar sorgenfrei. Das andere bildet eine gealterte und besorgte, aber dennoch durch Attribute der Fruchtbarkeit gekennzeichnete, Frau ab. Der geschichtliche Kontext verrät uns, dass zu Beginn der Ehe von Gallienus und Salonina die Einheit zwischen Gallienus und Valerian sehr stark gewesen sein muss, da Valerian seinen Sohn zum Mitregenten ernannte. Salonina fiel die Rolle der dynastischen Repräsentation zu, die sich im jugendlichen Porträt spiegelt. Nachdem Valerian von den Parthern gefangen genommen worden war und Gallienus selbst seinen Generälen nicht mehr vertrauen konnte, ist es wahrscheinlich, dass Salonina zu den wenigen engen Vertrauten ihres Mannes zählte und stärker die Rolle einer Partnerin übernahm als in der Zeit der Samtherrschaft. Das zweite Porträt bekräftigt diese These, denn erste Falten sind zu erkennen, die auf ihre Weisheit und Lebenserfahrung hinweisen sollen, und sie dadurch als Beraterin des Gallienus kenntlich machen. Die Ähnlichkeiten in den Darstellungen von Gallienus und Salonina deuten zudem darauf hin, dass nach außen Stärke und Einheit des Paares ausgestrahlt werden sollte. Es ist also wahrscheinlich, dass Gallienus gegen Ende seiner Regierungszeit stark auf Salonina als Stütze seiner Herrschaft setzte und dies auch nach außen kommuniziert wissen wollte.

In den epigraphischen Befunden lässt sich ebenfalls eine Zäsur in der Darstellung Saloninas erkennen. Während der Samtherrschaft von Valerian und Gallienus weisen die Inschriften vermehrt auf die Mutterrolle Cornelia Saloninas hin, wodurch auf die dynastische Herrschaftssicherung als politisches Programm verwiesen wird. Spätestens nach dem Tod ihrer Söhne gerät diese Herrschaftsideologie ins Wanken, da eine dynastische Herrschaftspolitik vorerst nicht mehr möglich war. Die Erwähnung als Mutter findet sich von da an nicht mehr in den lateinischen Inschriften. Im Gegensatz dazu wird Cornelia Salonina stärker in ihrer Rolle als Kaisergattin und Gefährtin (consors) des Kaisers Gallienus dargestellt, wodurch gleichzeitig auch die neue Herrschaftsideologie charakterisiert.

Die Position Saloninas als Repräsentantin des Herrscherhauses und Beraterin bzw. Mitregentin des Gallienus lässt sich ebenfalls in den Münzdarstellungen erkennen. In der Rolle der dynastischen Repräsentation häufen sich die Darstellungen der Salonina als Personifikation einer Göttin oder als Göttin selbst. Dies geschieht auf dem Revers, während Gallienus den Avers der Münzen einnimmt. Die Datierung dieser Art von Münzen erweist sich als schwierig. Ist Salonina sowohl auf dem Avers als auch auf dem Revers abgebildet, sind ihr diese Münzen direkt gewidmet. Sie verweisen auf die Zeit der gemeinsamen Regentschaft und beziehen sich auf die Jahre 254 bis zu ihrem Tod 268. Allerdings erweist sich auch hier eine genaue Datierung als schwierig. Auffällig ist jedoch, dass in der Zeit der Alleinherrschaft eine Münze mit einem Doppelporträt von Gallienus und Salonina auf dem Avers emittiert wurde und mehrere Antoniane mit dem Porträt des Herrschers auf der Vorderseite und dem der Augusta auf der Rückseite. Die Programmatik der Münzen nach 260 wird für Salonina deutlich erweitert, wenn nun auch das Militär einbezogen wird oder Salonina mit Neuanfang und Rettung verbunden wird.

Demgegenüber zeichnen die literarischen Quellen ein ganz anderes Bild der Beziehung zwischen Gallienus und Salonina. Hierbei muss jedoch berücksichtigt werden, dass diese, anders als die bereits beschriebenen Quellen, erst nach dem Scheitern des Gallienus entstanden sind und so Kritik am Kaiser üben wollten.

In diesem Sinn zeigen die literarischen Quellen eine ambivalente Beziehung des Herrscherpaars. Einerseits erscheint die Beziehung traditionell an den üblichen Werten ausgerichtet, indem die Augusta ihrem Ehemann Rückhalt bietet. Andererseits wird diese Beziehung auch durch die Eskapaden und Launen des Kaisers schwer beschädigt. Doch nicht Cornelia Salonina wird dadurch der Erniedrigung preisgegeben. Es ist der Kaiser, der sich selbst erniedrigt, wenn er seine Frau der Demütigung des Ehebruchs und dem Spott der Bevölkerung aussetzt. Damit sind die literarischen Quellen kaum zur Rekonstruktion der historischen Realität geeignet, sondern lassen allenfalls Einzelbeobachtungen zu, deren Historizität jedoch mehr als problematisch ist.

Die historische Person Salonina bleibt nach Auswertung aller Quellen fast völlig im Dunkeln. Ihre Stellung als öffentliche Person läßt sich dagegen recht deutlich erkennen.

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Glossar

Augustus

Es handelt sich dabei um einen Ehrentitel, welcher immer den Römischen Herrscher bezeichnet. Saloninas Mann Gallienus und ihr Schwiegervater Valerian herrschen von 253-268 als gemeinsame Augusti. Sie tragen zudem fast immer die Beinamen piissimus und felicissimus.Erstmals verliehen wurde dieser Ehrentitel im Jahr 27 v. Chr. an Octavian, der als erster princeps in die Geschichte einging. Seitdem bezeichnet Augustus den römischen Kaiser bzw. seit den diocletianischen Reformen die römischen Kaiser. Seit Mark Aurel kann der Augustus-Titel durch den princeps an seinen Sohn oder einen anderen Stellvertreter weiterverliehen werden, sodass eine „Samtherrschaft“ propagiert werden konnte. Zu späterer Zeit finden sich häufig die Ehrenbezeichnungen pius und felix für den bzw. die jeweils regierenden augusti.

Augusta

Dieser Ehrentitel für die Kaisergattin indizierte jedoch eine Form der Teilhabe an der Herrschaft des Gatten. Salonina wird wahrscheinlich 254 zur Augusta erhoben. Zu dieser Zeit trug die Ehefrau des Herrschers immer den Augustatitel. Da ihr Mann jedoch dem Vater in der Herrschaft nachgeordnet war, ist ihre Erhebung zur Augusta durchaus bemerkenswert. Da Valerians Frau möglichwerweise schon vor Herrschaftsantritt verstorben war, konnte man auf eine Augusta wohl nicht verzichten. Jedoch kam der jeweiligen Augusta eine ideologisch wichtige Bedeutung zu. Als Gegenstück zum römischen Kaiser bildete sie den wichtigen, weiblichen Part in dem Konzept der kaiserlichen domus. Dadurch kam ihr eine wichtige, machtvolle Stellung am Hof des princeps zu. Kienast, W., Römische Kaisertabelle, Darmstadt 1990 214; 219.

Dacicus Maximus

Größter Sieger über die Daker. Bei diesem Titel handelt es – wie bei den Titeln Germanicus Maximus (Größter Sieger über die Germanen) und Parthicus Maximus (Größter Sieger über die Parther) – um einen Ehrentitel, der im militärischen Erfolgsfall dem römischen Kaiser durch den Senat verliehen wurden. Seit hadrianischer Zeit wurden diese ehemaligen, erblichen cognomen zu persönlichen Titeln, die ab der severischen Zeit generell im Superlative gebildet und verliehen wurden.

Duumvir

Bei dem Amt des duo vir handelt es sich um einen der beiden römischen Stadtvorsteher. Er wurde gewählt und übte sein Amt – analog zum römischen Konsul – immmer nur für ein Jahr aus. Normalerweise qualifizierten sich nur wohlhabende Grundbesitzer zum Duumvir einer Colonia, eines Municipiums oder einer Civitas. Wie der Titel schon besagt, handelte es sich dabei immer um zwei Personen, die zusammen, dem Kollegialitätsprinzip entsprechend die jeweilige „Stadtregierung“ bildeten. Zwar besaßen die beiden Amtsinhaber kein Imperium, jedoch vertraten sie die Stadt und kümmert sich um einen reibungslosen Ablauf der politisch-rechtlichen Angelegenheiten der Stadt.

Flamen Perpetuus

Die flamines in den Inschriften für Salonina sind alle Priester des Kaisers. Der flamen perpetuus war zumeist ein besonders bedeudenter Kaiserpriester, der anders als andere Kaiserpriester (flamines) auf Lebenszeit das Amt versah. Eine Kaiserpriesterin war die flaminica, die jedoch nicht notwendigerweise die Ehefrau eines flamen sein mußte. Dem flamen perpetuus kam die wichtige Aufgabe zu, die kaiserliche Flamme zu schützen und am Brennen zu erhalten. Zudem wirkte er als Priester im Kult des Kaisers.

Imperator

Feldherr oder derjenige der das imperium (Befehlsgewalt) innehat. So riefen die Truppen einen erfolgreichen General nach einer besonders herausragenden Schlacht zum imperator aus. Augustus führte noch vor der Verleihung des Augustus-Namens den Titel Imperator als Vornamen. In der forlgenden Zeit wird der „Vorname“ Imperator zum Symbol für den militärischen Oberbefehl des Herrschers (imperium proconsulare) und stellt somit eine Art Ehrenbezeichnung dar. Im Verlauf der ausgehenden Republik wandelte sich die formelle Bedeutung des Begriffs hin zu einem Titel, der von demjenigen getragen wurde, der faktisch die politisch maßgebliche Person war. In der Kaiserzeit bezeichnete der Titel den römischen Kaiser in seiner Funktion als oberster Befehlshaber über die Armee. Damit ist der Titel imperator zu einer Art praenomen der Kaisertitulatur geworden und unterstreicht zudem den militärischen Charakter des Prinzipats.

Majestas

Damit wird die „Erhabenheit“ des römischen princeps bezeichnet. Angriffe auf den princeps wurden als Verletzung seines majestas gewertet und seit dem frühen Principat unter Strafe gestellt. Darunter fiel beispielhaft auch die Verletzung der kaiserkultlichen Pflichten. Die Formulierung in unseren Inschriften devotus numini maiestatique eius (seiner/ihrer göttlichen Wirkkraft und Majestät ergeben) taucht zum ersten Mal 210 für Caracalla auf und gehört im 3. Jh. zum Standard einer Weihung für den Herrscher und seine Familie.. Clauss, M., Kaiser und Gott. Herrscherkult im Römischen Reich, München/Leipzig 1999, 236. 

Mater Castrorum

Der Titel der „Mutter des Heerlagers“ wurde der römischen Kaiserin seit Faustina minor ebenfalls als Ehrentitel verliehen. Wie der Augusta-Titel kam auch dem Titel der mater castrorum keine politisch-rechtliche Funktion zu. Stattdessen ging es darum, die immer wichtiger werdene Armee mit einer weiteren Bindung an das Kaiserhaus auszustatten. Dafür wurde durch die Verleihung dieses Titels eine starke, ideologische Verbindung zwischen der Kaiserin als Stellvertreterin der kaiserlichen domus und den Heerestruppen des Reiches hergestellt. Die jeweilige Kaiserin wurde durch diese Ehrenbezeichnung zu einer Art Mutter der Truppen. Iulia Domna war die erste Frau, die 211 den Titel der mater castrorum erhielt. Im Verlauf des dritten Jahrhunderts n. Chr. wurde dieser Titel ausgeweitet zu „mater castrorum et senatus et patriae“ (zu Dt. „Mutter des der Heerlagers, des Senats und des Vaterlandes“). Somit wurde die Mutterrolle der Kaiserin auf das gesamte Imperium ausgeweitet. Wolfgang Kuhoff: Zur Titulatur der römischen Kaiserinnen während der Prinzipatszeit. In:, Klio . Band 75, 1993, S. 244–256.

Numen

In den Inschriften wird numen übersetzt mit „göttlicher Wirkkraft“. Mit dem Begriff numen wird im Römischen das Wirken einer göttlichen Macht bzw. das Wirken einer Gottheit bezeichnet. Bereits seit Augustus wird das numen des Herrschers kultisch verehrt. Umstritten ist, ob er damit zu Lebzeiten ein Gott ist oder nicht. Ab der Kaiserzeit und der damit einhergehenden Apotheose der römischen Kaiser wurde oftmals ihr numen, also das inhärente Wirken des vergöttlichten Kaisers, verehrt. Lexikon der Alten Welt, Klaus Bartels und Ludwig Huber (Hrsg.), Patmos Verlag, Düsseldorf, 2001. 

Pater Patriae

Zu Deutsch bedeutet dieser Titel „Vater des Vaterlandes“ und wurde zuerst als Ehrenbezeugung an Caesar verliehen. 2 v. Chr. verlieh der römische Senat den Titel an Augustus. Von da an wurde der Titel zu einem festen Bestandteil der offiziellen Kaisertitulatur der römischen princeps. Allerdings wurde der Titel weiterhin vom Senat verliehen und bedurfte der Zustimmung des jeweiligen Kaisers. Einige Kaiser trugen den Titel jedoch nicht, da er nur vom Senat verliehen wurde, wenn der princeps besondere Anerkennung im Senat fand oder schon lange herrschte. Im dritten Jahrhundert war es üblich, dass ein Kaiser den Titel trug. Gallienus wurde im ersten Regierungsjahr mit seinem Vater pater patriae. Alföldi, A., Der Vater des Vaterlandes im römischen Denken, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1971.

Parthicus Maximus

siehe hierzu Dacicus Maximus.

Pontifex Maximus

Der pontifex maximus war der oberste Priester des römischen Götterkultes und Staatskultes und stand dadurch dem Kollegium der angehörigen Priester (pontifeces) vor. Augustus hatte sich nach dem Tod des ehemaligen Triumvirn Lepidus 12 v.Chr. zum pontifex maximus wählen lassen. Seither übte jeder Kaiser dieses Amt aus. Gallienus war anders als jeder andere Mitaugustus bereits zu Lebzeiten seines Vaters auch pontifex maximus. In republikanischer Zeit war das Amt nur für Patrizier zugänglich. Ab der Kaiserzeit hatte der jeweilige römische Kaiser das Amt inne. Das Amt des pontifex maximus besaß hohes Ansehen in der Bevölkerung. Sein Amtssitz, die Regia, befand sich auf dem Forum Romanum. Draper, R. D., The role of the Pontifex Maximus and its influence in Roman Religion and Politics, Inaugural-Dissertation. Ann Arbor, 1988.

Princeps

Der „erste unter den Bürgern“ bzw.“erster unter den Gleichen“ war die Bezeichnung mit der Augustus seine Rolle als Herrscher zu bezeichnen wünschte. Bereits in der Republik bezeichnete man mit princeps die angesehensten Senatoren. Seit 27 v. Chr. bezeichnete sich Augustus als princeps. Daran angelehnt wird das neue politische System, welches von Augustus geschaffen wurde, als Prinzipat bezeichnet. Seinen Ursprung hat der Titel princeps in dem senatorisches Amt des princeps senatus, der als primus inter pares bei den Senatssitzungen als Erster seine Stimme abgeben durfte. Augustus versuchte daran anzuknüpfen, allerdings lassen Münzen und Inschriften keinen Zweifel, dass princeps kein Titel im eigentlichen Sinne war, sondern vermutlich die Anrede des Herrschers. Zur Zeit Saloninas war es üblich, den Kaiser mit dominus anzusprechen.

Super Omnes Retro Princeps

Diese Wendung findet sich vor allem in Ehrinschriften, aber auch in Weih- und Bauinschriften sowie auf Meilensteinen mit Dedikationen. Zwar gehört diese Wendung nicht zu der offiziellen Kaisertitulatur, dennoch wird sie häufig seit severischer Zeit genutzt, um zu zeigen, dass der geehrte princeps über all seinen Vorgängern steht und diese übertrifft. Damit wird der jeweilige Geehrte in der Hierarchie über all seine Vorgänger gestellt und besonders hervorgehoben.

Vir egregius

Seit Marc Aurel bezeichent der (aus der Menge) „herausragende Mann“ einen Ritter. Am Ende des 3. Jahrhunderts wurden hier jedoch weitere Rangstufen einbezogen, so dass schließlich vier ritterliche Rangklassen vorhanden waren, wobei der vir egregius am Ende die unterste Rangklasse der Ritter einnahm. In unseren Inschriften findet sich nur noch der vir perfectissimus, der am Ende die oberste Rangklasse bezeichnete. Hierbei handelt es sich um einen Posten in der ritterlichen Laufbahn der Kaiserzeit. Voraussetzungen für den Einstieg in die ritterliche Karrierelaufbahn war ein Vermögen von 400000 Sesterzen. Da sich im Laufe der Jahrhunderte die einzelnen Klassifizierungen und Bedeutungen der einzelnen Ämter verschoben haben, ist eine tabellarisch detaillierte Auflistung und Definition schwierig. Strothmann, M., vir egregius, DNP 12,2, Stuttgart 2002, 241-2 Schmidt, M. G., Einführung in die lateinische Epigraphik, 2. Aufl., Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 2011.

Vir perfectissimus

siehe vir egregius.