Universität Osnabrück

Geschichte


Navigation und Suche der Universität Osnabrück


Hauptinhalt

Topinformationen

Dr. Maik Patzelt

Photo Dr. Maik Patzelt

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Jetzt Universität Freiburg

Hinweis

Dr. Patzelt ist zum WiSe 2021/22 an die Universität Freiburg gegangen. Anfragen und sonstige Sorgen sind an seine Nachfolgerin, Dr. des. Nicole Diersen, zu richten.

Vita

  • 2007-2010 B.A.-Studium der "Europäischen Geschichte" an der Technischen Universität Chemnitz
  • 2010-2012 M.A.-Studium der "Geschichte" an der Humboldt-Universität zu Berlin, Schwerpunkt Alte Geschichte
  • 2012-2015 Promotion am Max-Weber-Kolleg für kultur- und sozialwissenschaftliche Studien an der Universität Erfurt
  • 2012-2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter am ERC-Projekt “lived ancient religion – questioning ‚cult‘ and ‚polis religion‘”
  • 2015 Gaststipendiat an der School of Culture and Society - Department of the Study of Religion an der Universität Aarhus (DK)
  • seit 2017 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Alten Geschichte, Universität Osnabrück
  • 2019-2020 Feodor Lynen-Stipendiat an der Universität Sheffield (UK)
  • 2021 Eva & Victor Klemperer-Fellowship am SFB „Invektivität“ der TU Dresden

Forschungsinteressen

  • Religiöse Praxis und religiöse Erfahrung in antiken Kulturen
  • Formen und Logiken aristokratischer Geselligkeit
  • Netzwerke und Handlungsspielräume weiblicher Eliten in der Spätantike
  • Klosterordnungen und klösterliches Leben in Spätantike und Frühmittelalter
  • Urbanität und die „Eigenlogik“ antiker Städte

Laufende Forschungsprojekte und Mitgliedschaften

  • Römische Religion (er)leben: Der emotionale Charakter römischer Religion

    Die römische Religion gilt gemeinhin als streng formalisiert und emotionslos. Dieser emotionslose Charakter ist vor allem auf eine Vorstellung einer staatsrechtlich normativen und schriftlich fixierten Ordnung zurückzuführen, die den entsprechenden Untersuchungen als Deutungsgrundlage dient. Eine solche Ordnung ist jedoch in heuristischer Hinsicht nur schwer in der Lage, individuelle Emotionen abzubilden. Das heißt, Emotionen bzw. Emotionalität können nur soweit abgebildet werden, wie es die Vorstellung einer normativen Ordnung zulässt. Andreas Bendlin (2006) beschreibt dieses heuristische Problem als Subjekt-Objekt-Dichotomie, in der die Objektebene eindeutig überwiegt. Die Bereiche verinnerlichter Religiosität, die wir als emotionales Erleben der Religion verstehen können, werden in die Bereiche einer äußeren Religion, die wir als institutionalisierte religiöse Ordnung verstehen, subsumiert. Entsprechend finden die Emotionen in dieser Ordnungsvorstellung nur in zweierlei Hinsicht Platz: (1) als ventilierende Performanz („Affektkontrolle“) in staatlichen Krisenritualen, welche die öffentliche Ordnung wiederherstellen; (2) als Signifikant des Fremden, konkreter: als Signifikant der Unordnung. Es ist das Fremde, das Exotische oder das Mystische, das sich durch ein Übermaß an Emotionen, durch wilde, exzessive Rituale auszeichne.

    In verschiedenen Einzelstudien verfolge ich das Ziel, den emotionalen Charakter römischer Religion und insbesondere ihrer Gebetspraktiken offenzulegen. Zu diesem Zweck bediene ich mich verschiedener methodischer Zugriffe, die den blinden Fleck, den ich in der erwähnten Subjektebene sehe, tiefergehend ausleuchten, indem sie den Akteur in seiner Umwelt begreifen und die Aspekte des Handelns und Empfindens in den Vordergrund rücken. So ermöglicht es mir eine Breite an kultur- und neuro-wissenschaftlichen Erkenntnissen (cognitive embodiment, predictive coding u.a.)., die individuelle Verflechtung in Kultur, Gesellschaft und Handlungskontext um den Aspekt der emotionalen Erhebung und der Erfahrung des Göttlichen zu erweitern. Erkenntnisse zu Praxis, Performativität und Raum differenzieren das methodische Spektrum und dessen Blick auf den Akteur in seiner Umwelt weiter aus.

  • Die „Freiheit der Witwen“: Netzwerkstrategien weiblicher Eliten in der Spätantike (Arbeitstitel)

    Während die Witwen der Antike in den jüngsten Jahren umfassend erschlossen worden sind, bleiben Betrachtungen zu ihren Handlungsmöglichkeiten und Netzwerken ein weitgehendes Desiderat der Forschung. Vor diesem Hintergrund widmet sich dieses langfristig angelegte Projekt dem Ziel, den strategischen Umgang mit und den Ausbau von sozialen Beziehungen offenzulegen, auf deren Grundlage die Witwen eigene Netzwerkpositionen im komplexen Kommunikationsgefüge der Aristokratie etablierten, förderten und behaupteten. Hierfür wird es zunächst notwendig, eine neue Sozialgeschichte des weströmischen Senats im 4. und 5. Jahrhundert zu entwerfen. Diese Sozialgeschichte konzentriert sich auf die Formen aristokratischer Geselligkeit, d.h., auf die komplexen und mitunter doppelbödigen Kommunikations- und Interaktionsmechanismen, mit denen soziale Netzwerke gepflegt wurden. Im Mittelpunkt stehen hierbei die Phänomene Erbschleicherei, Morgenbegrüßungen und Gerücht. Ausgehend von diesen Erkenntnissen wird das Handeln und Verhalten der Witwen, das bislang nur in den Deutungsmustern der christlichen Autoren gedacht wurde, als strategisches Networking neu beurteilt werden können.

  • Mitglied der interdisziplinären Arbeitsgruppe Translationen von Migration sowie der Forschungsstelle Geschlechterforschung
  • Mitglied des interdisziplinären Netzwerks "Cognitive Approaches to Ancient Religious Experience" (CAARE)
  • Fellow am "Medieval and Ancient Research Centre at the University of Sheffield" (MARCUS)
  • Assoziiert am Projekt Twisted Transfers: Discursive Constructions of Corruption in Ancient Greece and Rome (Teilprojekt 11)

Lehrveranstaltungen

WiSe 2020/21:

Proseminar Alles Hokuspokus? Von Scharlatanen, Propheten und Traumtänzern - Eine etwas andere Geschichte der antiken Religion

Übung Die Inschriften und Graffiti Pompejis: Seltene Einblicke in Kultur und Alltag einer versunkenen Stadt

SoSe 2020:

Proseminar Roms verstoßene Kinder: Ausgrenzung und Stigmatisierung im antiken Rom

WiSe 2018/19:

Proseminar Eine Geschichte im Schatten der Könige? Griechische Bundesstaaten und Staatenbünde in der spätklassischen und hellenistischen Zeit: Ihre Anatomie, Entwicklung und Nachwirkung

SoSe 2018:

Proseminar Staseis: Revolte, Migration und Mobilität in den griechischen Poleis der klassischen Zeit

WiSe 2017/18:

Proseminar Die Sozial- und Kulturgeschichte des römischen Senatorenstandes von Augustus bis zu den Flaviern

Publikationen

Monographie

  • 2018. Über das Beten der Römer: Gebete im spätrepublikanischen und frühkaiserzeitlichen Rom als Ausdruck gelebter Religion. RGVV 73. Berlin: Walter de Gruyter.

Herausgeberschaft

  • 2020. Prayer and the Ancient City: Influences of Urban Space. Tübingen: Mohr Siebeck. Mitherausgeber: Annette Weissenrieder. Im Erscheinen.
  • 2020. Lived Religion in the Ancient Mediterranean World: Approaching Religious Transformations from Archaeology, History and Classics. Berlin: Walter de Gruyter. Open Access. Mitherausgeber: V. Gasparini, R. Raja, A.-K. Rieger, J. Rüpke und E. Urciuoli.
  • 2019. Ancient War’s Impact on the Home Front. Cambridge: Scholars Publishing. Mitherausgeber: L. Cecchet and C. Degelmann.

Aufsätze in Sammelbänden/Buchkapitel

  • 2020 „Die christlichen Witwen der Spätantike als Grenzfiguren“. In Liminalisierung, hg. v. J. Leithoff und K. Waldner. Stuttgart: Steiner. Im Erscheinen.
  • 2020. „Favete linguis and the Experience of the Divine: A Cognitively Grounded Approach to Sensory Perception in Roman Religion“. In Sensorium: Sensory Perceptions in Roman Religion, hg. v. A. Alvar Nuño und G. Woolf. Leiden: Brill. Im Erscheinen
  • 2020. „The Creative Potential of Urban Space: An Urban Approach to the Prayers of the Marginalised Urban Dwellers of Rome“. In Prayer and the Ancient City: Influences of Urban Space, hg. v. A. Weissenrieder und Maik Patzelt. Tübingen: Mohr Siebeck. Im Erscheinen.
  • 2020.Dancing Marses: A Cognitive Approach to the Salian Performance“. In Cognitive Apporaches to Ancient Religions, hg. v. E. Eidonow. Cambridge: CUP. Im Erscheinen.
  • 2020. „Contextualising the Vocal and Body Techniques of the Carmen Arvale“. In Théries et pratiques de la prière à la fin de l’antiquité, hg. v. Philippe Hoffmana et Andrei Timotin. Turnhout: Brepols. 61–90.
  • 2020. „About Servants and Flagellants: Seneca’s Capitol Description and the Variety of ‘Ordinary’ Religious Experience at Rome“. In Lived Religion in the Ancient Mediterranean World: Approaching Religious Transformations from Archaeology, History and Classics, hg. v.  V. Gasparini et al. Berlin: Walter de Gruyter. 117–136.
  • 2020. „Introduction to Section 1“. In Lived Religion in the Ancient Mediterranean World: Approaching Religious Transformations from Archaeology, History and Classics, hg. v.  V. Gasparini et al. Berlin: Walter de Gruyter. 11–22.
  • 2019.Coping Prayers at Roman Home Front: The Case of Public Petitionary Prayers“. In Ancient War’s Impact on the Home Front, hg. v. L. Cecchet, C. Degelmann and M. Patzelt.  Cambridge: Scholars Publishing. 125–145.
  • 2017.The Religious Self-Made Man: Seneca’s Strategies of Self-Fashioning“. In Paul as homo novus: Strategies of Self-Fashioning – Applying or Inverting a Ciceronian Term, hg. v. E.-M. Becker und J. Mortensen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht. 127–153.

Aufsätze in Zeitschriften

  • 2020. „How Complex were Ancient Societies and Religions? An Ancient Historian’s Response to “Complex Societies Precede Moralizing Gods throughout World History”, Journal of Cognitive Historiography. Im Erscheinen.
  • 2019. „Zu Gast bei den Witwen: Erste Einblicke in die Handlungsspielräume christlicher Witwen in der weströmischen Spätantike im Kontext der Erbschleicherei“, Millennium 16. 149–173.
  • 2019. „Praying as a ‘Woman among Men’: Reconsidering Clodius’ Failed Prayer in Cicero’s Speech on His House“, Religion in the Roman Empire 5(2). 271–291.
  • 2018. „The Rhetoric of Roman Prayer: A Proposal for a Lived Religion Approach2, Religion in the Roman Empire 4(2). 62–186.
  • 2018. „Experiencing the Cosmos: Seneca’s Silent Prayer from a Cognitive Perspective“, Journal of Cognitive Historiography 5(1–2). 1–28.

Lexikonbeiträge

  • 2021. „Widows in Context: Religious Entrepreneurship through the Centuries”“ In Der Neue Pauly. Supplementum: Religion in Context: Graeco-Roman Religious Practises in their Socio-Cultural Milieu, hg. v. J.N. Bremmer, J. Rüpke und G. Petridou. Im Erscheinen.

Multiauthored Articles

  • 2020. „Prayer and the Ancient City: Influences of Urban Space. An Introduction“. In Prayer and the Ancient City: Influences of Urban Space, hg. v. A. Weissenrieder und Maik Patzelt. Tübingen: Mohr Siebeck. Im Erscheinen.
  • 2020. „Pursuing Lived Ancient Religion“. In Lived Religion in the Ancient Mediterranean World: Approaching Religious Transformations from Archaeology, History and Classics, hg. v.  V. Gasparini et al. Berlin: Walter de Gruyter. 1–8.
  • 2019. “Studying the Home Front in Antiquity: Questions and Challenges”. In Ancient War’s Impact on the Home Front, hg. v. L. Cecchet, Ch. Degelmann and M. Patzelt.  Cambridge: Scholars Publishing, 1–20.
  • 2018. “Religion in the Making: The Lived Ancient Religion Approach”, Religion 48(4). 568–593.

In Begutachtung

  • “Jerome, captatio and the Myth of Inheritance Hunting”. In Shifting Paradigms in the Study of Jerome, J. van `t Westeinde und A. Cain. Leuven: Peeters.
  • “Trends in Prayer Rhetoric: The actio of Prayer and the eloquentia popularis”. In Rhetoric and Religion, hg. v. A. Serafim, S. Papaioannou und K. Demetriou. Trends in Classics. Berlin: De Gruyter.
  • “Jupiters Lampenträger und Jahwes Sympathisanten: Jüdische Riten und ihre „Übersetzung“ in die Verehrung römischer Götter”. In Translation von Migration, hg. v. M. Rühl et al.

In Vorbereitung

  • „Towards an Emotional Approach to Roman Religion“. In Ecstatic Experience in the Ancient World, hg. v. D.L. Stein, K.P. Foster und S.K. Costello. London: Routledge.
  • „De-Gendering Female Agency: Christian Widows’ Social Networks and their Religious Agency within“. In Beneath the Surface: Re-Negotiating Gendered Agency, hg. v. Asuman Lätzer-Lasar, Sabine Neumann und Julietta Steinhauer.

Rezensionen

  • 2021. „Stenger, Jan: Johannes Chrysostomos und die Christianisierung der Polis“. In: Gnomon. In Vorbereitung.
  • 2020. „Meurer, Tabea: Vergangenes verhandeln. Spätantike Statusdiskurse senatorischer Eliten in Gallien und Italien“. In: Historische Zeitschrift. Im Erscheinen.
  • 2020. „Moser, Claudia; Knust, Jennifer (Hgg.), Ritual Matters: Material Remains and Ancient Religions; Szabó, Csaba: Sanctuaries in Roman Dacia: Materiality and Religious Experience; Miano, Daniele: Fortuna: Deity and Concept in Archaic and Republican Italy“. In: Journal of Roman Studies 120. 1–4.
  • 2019. „Itgenshorst, Tanja; Le Doze, Philippe (Hgg.), La norme sous la République et le Haut-Empire romains. Élaboration, diffusion et contournements“. In Latomus 78(1). 259–263.
  • 2020. „Pachoumi, Eleni; Edwards, Mark (Hgg.): Praying and Contemplating in Late Antiquity: Religious and Philosophical Interactions.“ In Arys.
  • 2018. “Kolb, Anne; Vitale, Marco (Hgg.): Kaiserkult in den Provinzen des römischen Reiches.” In: Ancient East and West 17. 96–99.
  • 2017. “Gammel, Inga: The Power of Beauty. On the Aesthetics of Homer, Plato, and Cicero.” In: Ancient East and West 16. 423–425.
  • 2017. „Bonanno, Daniela; Funke, Peter; Haake, Matthias (Hgg.): Rechtliche Verfahren und religiöse Sanktionierung in der griechisch-römischen Welt.“ In: HsozKult (online).