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Digitale Akropolis Exkursion basierend auf der Acropolis Virtual Tour

https://www.acropolisvirtualtour.gr/

 

Bericht von Anna Frieling

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Halt: Die Propyläen

2. Halt: Der Tempel der Athena Nike

3. Halt: Das Erechtheion

4. Halt: Das Parthenon

Extra-Halt: Die Bronze-Athena des Phidias

Die Akropolis seit der Antike

Restaurierung

Literaturverzeichnis

 

Einleitung

Die Akropolis von Athens ist das Symbol der Antike und des goldenen Griechenlands, welches uns Demokratie und Philosophie geschenkt hat. Ebenso baut die heutige euro-amerikanische Zivilisation hierauf, so das vermittelte Bild der Schulzeit. Eine Reihe antiker Mythen, wie die Belagerung der Stadt Troja oder der Sieg über den Minotauros, sind Kindern der modernen Zeit so bekannt wie die Märchen der Gebrüder Grimm. Die monumentale Bedeutung der Akropolis für Athen, in der damaligen Zeit sowie noch heute, ist selbsterklärend. Im Mittelpunkt dieses goldenen, antiken Griechenlands stand sie vor über 2000 Jahren und ragt noch heute über der Skyline des modernen Athens hervor - 156 Meter um exakt zu sein.

Im Zentrum Athens, ragen die Ruinen der Akropolis hervor. [1] Der Begriff selber fügt sich zusammen aus den Begriffen ákros „höchster“ oder „oberster“ und pólis „Stadt“, bedeutet daher „Hochstadt“ oder „Oberstadt”[2]. Nicht aber als griechische Akropolis hat der Felsen seine Anfänge menschlicher Besiedelung, sondern weit in der Jungsteinzeit als erste Siedlung dieser Region. Vor dem goldenen Griechenland stellte die Akropolis bereits im 14. Jahrhundert v. Chr. das Zentrum des mykenischen Attikas dar.[3] Auch endet die Geschichte der Akropolis nicht etwa mit dem Alexander-Reich oder der Vorherrschaft Roms über den Mittelmeerraum, sondern spannt sich kontinuierlich durch das Mittelalter: erst unter byzantinischer Herrschaft, dann Christlicher, Slawischer, Fränkischer, sowie Katalanischer. Während der Kreuzzüge als Herzogtum bekannt, das zeitweise von Florentiner regiert wurde, geriet die Akropolis im 17. Jahrhundert unter die muslimische Herrschaft der Türken. Erst seit 1833 ist Athen wieder in griechischer Regierung.[4] Die Akropolis selbst ist seither ein Symbol der griechischen Nationalidentität. Als Urstätte von Demokratie und Philosophie, deutet sie auf die goldenen (antike) Vergangenheit Griechenlands hin.[5]

Etwaige christliche Kirchen und andere Gebäude sowie muslimische Moscheen aus byzantinischer oder osmanischer Zeit wurden im Zuge der neuen Unabhängigkeit abgerissen, um die Ruinen des klassischen 5. Jahrhunderts v. Chr. hervorzuheben.[6] Seither finden Ausgrabung und Restaurationsarbeiten an der Stätte bis zum heutigen Tag kontinuierlich statt.

Die Akropolis dient dem modernen Griechenland als Beweis der Rolle, welche Griechenland in der Entwicklung des modernen Europa und der ‘westlichen’ Zivilisation gespielt hat.[7] Diesem Gedanken folgend, wurde zwischen den Jahren 2010 und 2014 die gesamte archäologische Stätte digitalisiert und als virtuelle Tour online frei zur Verfügung gestellt. In Zusammenarbeit mit dem Videospiele-Entwickler Culturplay hat der Acropolis Restauration Service (YSMA) Fotografien und Panorama, sowie interaktive Module zu den jeweiligen Gebäuden der Akropolis digitalisiert. Die Tour hat zum Ziel, die Gebäude aus neuer Nähe an Interessierte zu bringen und mitunter Details hervorzubringen, die normalerweise “difficult to experience during an onsite visit”[8] sind. Auch sollen die informativen Beschreibungen entweder als Vorbereitung oder als Alternative zu einem touristischen Besuch oder als Nachweis für akademische Recherche dienen. Die Tour ist in griechischer sowie englischer Sprache verfügbar und konzentriert sich auf die mykenische sowie griechische Vergangenheit der Akropolis, beleuchtet aber auch die Restauration der Ruinen.[9]

Die Tour beginnt mit einem Luftbild der Akropolis, auf dem die wichtigsten Gebäude farblich markiert sind. Vom Westen, dem Eingang der Akropolis, bis zum Osten hin, sortieren sich die Propyläen, neben dem sich der Tempel der Athena Nike befindet. Im Innenhof befinden sich das Erechtheion, sowie das Parthenon. Abschließend stehen allgemeine Fakten über die Akropolis generell sowie die Mauern, die diese umgeben, zur Verfügung. Ganz im Sinne einer realen Exkursion, soll diese Tour auch diese Stopps, Schritt für Schritt, nachvollziehbar darstellen und einen virtuellen “Walk” durch die Akropolis ermöglichen. Zunächst sollen die Propyläen erkundet werden. Danach wird der Tempel der Athena Nike näher betrachtet werden, bevor die Exkursion weiter über das Erechtheion verläuft und das Parathenon als krönender Abschluss erkundet werden soll.

1. Halt: Die Propyläen

Die Propyläen sind in einem hellem Senfgelb markiert und befinden sich am westlichsten Ende der Karte. Mit einem Klick auf dem Stützpunkt “Approaching the Acropolis” wird der Zuschauer automatisch vor die Tore der Akropolis transportiert. Über drei relevante Kategorien kann der Besucher dann die Propyläen näher betrachten. Unter dem Punkt “Subject” lassen sich spezifische Blickwinkel auswählen. So werden neben historischen Fakten, auch detaillierte Ansichten zum Beispiel der Decke angeboten, die in dem Punkt “Description” näher beschrieben sind. Der Punkt “POI” ist bei gewissen Haltestellen erhältlich und gibt nähere Details zu bestimmten Stellen.

Die Propyläen sind die Eingangstore zu der Festung, die die Akropolis darstellt. Abgegrenzt durch hohe Klippen von drei Himmelsrichtungen, bietet die westliche Seite den einzigen bequemen Zugang. Dort wurde im 5. Jahrhundert v. Chr., nach dem Sieg der Athener über die Perser bei Salamis, der Neubau der in den Kriegen abgebrannter Eingangspforte beschlossen.[10] Zu dieser Zeit, um 450 v. Chr. herum, befand sich Athen in der so oft als goldene Ära bezeichneter Hoch-Zeit. Die radikale Demokratie war eingeführt, der Attische Seebund mit Athen an der Spitze war gegründet und die militärische Überlegenheit war gegen die Perser bewiesen worden.[11] Um die Macht Athens zu demonstrieren wurde die Akropolis von Grund auf erneuert.[12] Aus diesem Gedanken heraus wurden auch die Propyläen nicht als einfaches Tor konstruiert, sondern wurden in einer neuen Architektur errichtet.

Der Bau begann im Jahr 437 v. Chr., nachdem der Rohbau des Parthenons bereits stand, unter dem Architekten Mnesikles.[13] Ursprünglich war ein noch prächtigerer Bau vorgesehen, doch unter der neuen Demokratie mussten Kompromisse gefunden werden. So ist der Südflügel leicht asymmetrisch zum Nordflügel, um Platz für den Tempel der Athena Nike zu lassen. Nichtsdestotrotz beherbergten die Propyläen einen Zentralbau, sowie die zwei Flügel. Insgesamt stellen sie einen prächtigen H-förmigen Bau und keineswegs nur einfache Eingangspforten dar.[14] Der Zentralbau war des Weiteren in zwei Säulenhallen geteilt. Obwohl in heutiger Zeit die Decke fehlt, war diese im 5. Jahrhundert v. Chr. reich geschmückt. Im Detail auch in der virtuellen Tour ersichtlich, bestand die Decke aus Marmorkassetten, die zur Zeit des Baus mit Goldsternen auf dunklem Hintergrund bemalt gewesen sein sollen.[15] Bevor der Besucher jedoch den eigentlichen Hof der Akropolis betritt, lohnt sich ein näherer Blick auf die Seitenflügel.

Der Nord-westliche Flügel zur Linken des eintretenden Besuchers, hat laut neuster Forschung, wohl eine Banquetthalle oder einen Raum zur Erfrischung der vielen Pilger des Tempels zu Ehren Athenas, der sich auf der Akropolis befindet, enthalten.[16] Des Weiteren besteht die Theorie, dass es sich bei diesem Flügel um eine Kunstgalerie gehandelt haben könnte. Daher erhält dieser Saal auch seine heutige Bezeichnung als Pinakothek.[17]

Der Zweck des Süd-West Flügel hat sich bisher der Forschung nicht eindeutig erschlossen. Er ist jedoch der Zugang und gewissermaßen eine Eingangshalle zu dem Tempel der Athena Nike. Dieser stellt den nächsten Halt der Exkursion dar. Über die virtuelle Tour lässt sich leicht der virtuelle Spaziergang auch so weiter fortsetzen, entweder durch Navigation über die ‘Map’ oder ein Weiterklicken auf den nächsten Halt in der oberen Leiste.

2. Halt: Der Tempel der Athena Nike

Zu mykenischer Zeit stand hier die Festung, die das Innere der Akropolis beschützen sollte. Es wird vermutet, dass aus diesem Grund heraus an dieser Stelle ein Heiligtum zu Ehren der Göttin Athena Nike, der Siegesgöttin, gebaut wurde. [18]

Athena war die Göttin der militärischen Tapferkeit sowie Mut und auch der Liebe zur Schönheit und Wissen.[19] Die Athena Nike (= Sieg) stellt die Athena im Siegeszug dar. Das Heiligtum, dass zu ihren Ehren und aus Dankbarkeit über militärische Siege errichtet worden war, wurde allerdings im Jahr 480 v. Chr. von den Persern zerstört. Nach dem Sieg der Athener über die Perser entstand jedoch dann der Entschluss, einen Tempel neu zu erbauen. Der Bau erfolgte erst, nachdem das Parthenon sowie die Propyläen bereits standen, im Jahr 437 v. Chr.[20]

Der Tempel steht in einem starken Kontrast zu den Propyläen und spiegelt die politische Lage des antiken Griechenlands im 5. Jahrhundert sehr deutlich. So sind die Propyläen eine innovative neue Bauweise, von radikalen Demokraten angewiesen. Sie sind ein imposanter, doch schlichter Bau. Der Nike-Tempel steht im Kontrast dazu als ein Bau im feinen, detail-orientierten ionischer Stil, unterstützt von der religiös-konservativen Gruppe und daher den Maßen und Erwartungen eines klassischen Tempels entsprechend.[21]

Die Kunst auf dem Fries ist den Göttern gewidmet, ohne Überschneidungen mit menschlichen Angelegenheiten, wie es auf dem Parthenon deutlich ist. 24 Götterfiguren sind abgebildet, sowie eine siegreiche Schlacht der Athener gegen Feinde. Im Hauptraum fand sich ein hölzernes Kultbild der Göttin Nike wieder. Diese war flügellos dargestellt, im Gegensatz zu üblichen Darstellungen und gebar daher die Sage, dass die Athener der Göttin die Flügel geschnitten hätten, um diese und den Sieg in Athen fest halten zu können.[22] Die Mauer, die den Tempel umgrenzt, enthält weitere Kunstwerke. Die dort angebrachten Tafeln dienen heute als einer der schönsten Beweise griechischen Bildhauerei. Sie stellen mehrere Göttinen Nike dar, die eine Opfergabe vollführen. Die Tafeln wurden wohl um 407-411 v. Chr. angebracht, zu einer Zeit die nicht Sieg, wohl aber Niederlage der Athener (gegen Sparta) versprach.

Als nächster und vorletzter Halt dieser Exkursion, bewegt sich der digitale Besucher nun zurück durch den süd-westlichen Flügel der Propyläen, den Torbogen durchschreitend auf die massive innere Fläche der Akropolis. Diese umfasst ungefähr 320 m x 127 m, an ihrer längsten Stelle sogar 270 m und an ihrer weitesten 156 m.[23] Durch die Propyläen, erblickt der Besucher das Erechtheion zu seiner Linken, und somit zum Nordosten; der nächste Halt dieser Tour.

3. Halt: Das Erechtheion

Das Erechtheion ist eines der ältesten Gebäude aus mykenischer Zeit und der mythische Ort, an dem Poseidon und Athena um den Besitz und die Liebe des Landes Attika gekämpft haben sollen.[24] Athena gewann, wie der Name der Stadt vermuten lässt, und zwar, indem sie einen Ölbaum wachsen ließ, der ewig leben sollte. Poseidon hinterließ jedoch auch Spuren des Kampfes, in Form einer Salzwasserquelle, an der Stelle, wo sein Dreizack den Boden traf. Beide diese Orte sind im Erechtheion geehrt.

Der Ölbaum der Athena wurde im westlichen Gartenbezirk des Erechtheion verehrt, während eine Stelle des Dachs planmäßig freigelassen wurde, um den Ort des Einschlags des Dreizacks zu markieren.[25] Diese ist auch heute noch ersichtlich und im Detail in der virtuellen Tour vermerkt. Insgesamt stellt das gesamte Erechtheion eine unregelmäßige Bauweise dar. Als einziges der Gebäude der heute erhaltenen Akropolis passt sich das Erechtheion an das Gelände an, anstatt dieses anzupassen. Daher zeigt das Erechtheion seine heutige Struktur mit unterschiedlich hohen Fußböden, sowie verschiedenen Dächern und Maßen auf.[26]

Das Erechtheion war ein Götterpalast, denn es sollte für bis zu 13 Gottheiten als Heiligtum dienen. Neben Poseidon und Athena wurden im Erechtheoion auch die Ur-Götter Athens geehrt, unter anderem Erechtheus, dem der Tempel seinen Namen verdankt. Einem Götterpalast wurde das Erechtheion in seiner Kunst auch gerecht. Im traditionell ionischen Stil mit fein detailliertem Schmuck, sowie reich verzierten Akzenten war das Erechtheion ein Zeichen göttlicher Harmonie. Die Kasettendecke des Nordflügels war auch hier mit goldenen Sternen auf dunklem Hintergrund versehen, der Hals der Säulen unter dem Kapitell war mit Lotusblüten verziert und die Kapitellvoluten soll echtes Blattgold umhüllt haben.[27] Das Fries stellte eine Festprozession dar und kann heute im Akropolis-Museum bewundert werden: Weiße Marmorfiguren auf dunklem, graublauem Stein fügen sich in die Kunst des gesamten Tempels ein. Das Erechtheion war ein ‘echter Kultbau’, eine Fülle an zahlreichen und farbigen Details stellte dies zur Schau.

Ein besonderes Merkmal dieses Tempels ist die berühmte Halle der Koren. Auch als Karyatidhalle bekannt, haben diese sechs Frauen Bauwerke auf der ganzen Welt inspiriert.[28] Anstatt von Säulen ruht das Dach der Terrasse auf ihrem Haupt. Der Name Karyatiden bezieht sich bekanntlich auf die Mädchen der Stadt Karyai in Lakonien, die Tänze zu Ehren des Artemis durchgeführt haben, wie die Tour vermittelt.[29] Als letzter Halt dieser Exkursion widmet sich die Aufmerksamkeit des Besuchers nun zurück, Richtung Süden zu dem imposantesten Bau auf der Akropolis heute: dem Parthenon.

 

4. Halt: Das Parthenon

Das Parthenon war im Grunde genommen kein Tempel, sondern eine Schatzkammer und stellte ein Symbol für Athens Macht dar. Das Parthenon war nicht unbedingt ein Ort der Verehrung, sondern eine Demonstration Athens Reichtums.[30].

Der Bau begann um 490 v. Chr. nach der siegreichen Schlacht von Marathon unter dem Architekten Iktinos und Kallikrates. Aus Dank wurde der ‘Tempel’ zu Ehren der Göttin Athena Partheons - Athena der Jungfrau erbaut.[31] Hierfür wurde der alte Tempel Hekatompedon niedergerissen. Der Bau wurde jedoch von dem Perserangriff zehn Jahre später unterbrochen. Dieses erste Bauwerk ist uns heute als ‘Vater des Parthenons’ bekannt.[32] Nach dem bereits erwähnten erfolgreichen Sieg Athens über die Perser, wurde auch das Parthenon in neuer Größe erbaut und wurde in 438 v. Chr. fertiggestellt, die Kunst des Skulptors Pheidias jedoch erst 432 v. Chr.

Das Parthenon fällt besonders durch die Harmonie und Symmetrie seiner Bauweise auf. Es ist ein Epitom altgriechischer Baukunst. Das gesamte Gebäude war von Säulen umgeben, 8 je Front, 17 an den Seiten, somit insgesamt 46 Stück. Der Haupteingang befand sich im Osten, wobei die Westfassade heute am besten erhalten ist. Zwischen den 8 Säulen und dem inneren Tempelraum (der Cella/ Sekos) bilden 6 Säulen eine Halle. Der Hauptraum Sekos war in zwei Räume geteilt. Zum einen, den östlichen, den heiligen Raum mit einer goldenen Statue der Athena. Zum anderen, den westlichen Teil der den eigentlichen Zweck des Partheons erfüllte: Dem Aufbewahren von Weihgeschenken, aber auch der Bundeskasse des Attischen Seebundes, sowie von weiteren Schätzen.[33]

Neben diesem imposanten Bauwerk, musste auch die Kunst dem Gebäude ebenbürtig sein. Der Bildhauer Phidias war zuständig für das Fries und wohl auch die Gestaltung des Giebels. Die äußeren Metopen (ein Fries, das an der Außenwand verlief) wurden von verschiedenen Bildhauern entworfen. Diese stellen den Kampf der Götter gegen die Giganten dar, sowie den trojanischen Krieg.[34] Der westliche Giebel, die Kunst, die ein jeder Besucher zuerst erblickte, sobald er die Akropolis betrat, stellte den Streit Poseidons mit Athena um Attika dar; der Ostgiebel wiederum die Geburt Athenas.[35] Hinter dem Giebel und an dritter Stelle, an der inneren Säulenreihe befindet sich das Fries des Parthenons. Dieses stellte eine besondere Ehrung Athens dar, den Panathenäischen Festzug, der ein alle vier Jahre stattfindendes Fest zu Ehren Athenas war.[36] Das besondere und ungewöhnliche an der Kunst am Parthenon war vor allem der Bezug zu Athen. Es war nicht Kunst, die ausschließlich Götter darstellte, sondern vor allem die Verbindung zwischen den Göttern und der Stadt und den Menschen Athens bezeugen sollte.

Extra-Halt: Die Bronze-Athena des Phidias

Auf dem Rückweg durch die Akropolis ist erwähnenswert, dass sich die Heiligtümer und Gebäude keineswegs auf diese vier nennenswerten Gebäude beschränkte. Die Akropolis war Ort einer Fülle von Heiligtümern, unter anderem einer 9 m hohen Statue der Athena, die von Seefahrern bereits Meilen entfernt gesichtet werden konnte. Die Statue ist als Bronze-Athena des Phidias oder auch das Standbild zu Ehren der Athena Promachos (Athena die Verteidigerin, an vorderster Linie kämpfende) bekannt. Als ein wahres Zeichen der Größe Athens ragte diese über den Mauern der Akropolis hervor. Sie stand in voller Rüstung, mit einem Schild in der linken Hand und einer Lanze in der Rechten, zur linken der Heiligen Straße, die sich von den Propyläen zum Parthenon zog. Die Statue wurde 426 n. Chr. entfernt, nachdem Theodosios II das Verbot zur Verehrung der alten Götter bekannt machte. Es ist unbekannt, was mit der Statue passiert ist.[37]

Das Schicksal der Athena Promachos ist ähnlich zu dem der Akropolis. Seit der Antike wurde die Akropolis unter verschiedenen Herrscher an andere Religionen angepasst und umgebaut. Hier soll ein kurzer Überblick über die Entwicklung der Akropolis seither, sowie ein Augenmerk auf die Restaurationsarbeiten gegeben werden.

Die Akropolis seit der Antike

Nach der goldenen Zeit des antiken Griechenlands war die Akropolis den verschiedenen Agenden einer Reihe von Herrschern ausgesetzt. Während Nero, in den frühen Jahrhunderten n. Chr., viele Statuen und Heiligtümer plünderten und nach Rom beschaffen liessen, förderte Hadrian die Bauwerke in Athen in höchster Form.[38] Während des 4. und 5. Jahrhunderts n. Chr. degradierte sich der Status Athens zur Provinzstadt, während es im 13. Jahrhundert zuerst wieder als Herzogtum wichtig wurde. Um 1204 n. Chr. war Athen von dem Franken Othon de la Roche eingenommen worden, bevor es zwischen 1311-1387 unter Katalanische Herrschaft fiel. Während dieser Zeit wurde die Akropolis mehrfach umgebaut und auch unter christlichen Herrschern mit Kirchen ausgestattet. Die Florentiner regierten ab 1387 bis zur türkischen Übernahme im Jahr 1458.[39] Unter muslimischer Herrschaft wurden die christlichen Bauten abgerissen und teilweise zu muslimischen Zwecken umgewandelt. So auch das Parthenon, dem ein Minarett hinzugefügt wurde.[40] Besonders nennenswert während der türkischen Herrschaft ist vor allem der Angriff der Venezianer im Jahre 1678, bei dem eine Bombe gezielt den Pulvervorrat (der im Parthenon aufbewahrt wurde) traf und dabei das Gebäude in Ruinen zerfallen ließ.[41]

1833 erlangte Griechenland seine Unabhängigkeit von türkischer Herrschaft und die Akropolis wurde wie bereits oben erwähnt zu einem Symbol der Nationalidentität. Im Zuge dieser ‘Restauration’ der Akropolis wurden große Teil historischer Bauten zerstört, unter anderem Teile römischer Bauten, christlicher Kirchen und muslimischer Moscheen. Seit dem späten 18. Jahrhundert hatte sich außerdem in England ein neues Interesse an der griechischen Antike verbreitet.[42] Dies hatte zu Folge, dass viele Bauten in England und Europa, sowie auch in den USA und den Kolonien von Australien und Neuseeland während des 19. Jahrhunderts im Stil der Akropolis nachgeahmt wurden. Besonders nennenswert sind wohl die Walhalla bei Regensburg und das Brandenburger Tor, welches Elemente der Propyläen und des Parthenons zeigt.[43]

Das gesteigerte Interesse hatte jedoch auch zu Folge, dass seit 1800 ein großflächiger Antikenraub vonstattenging. Lord Elgin ist ein Paradebeispiel dessen. Er verfrachtete etwa eine besonders hohe Anzahl an Statuen und Überresten der Friese des Parthenons, sowie Giebelfiguren und sogar eine Kore des Erechtheion nach England. Seit dem 19. Jahrhundert sollten dann die antiken altgriechischen Bauten ausgegraben werden und somit begann die Restaurierung.[44]

Restaurierung

Diese erste Restaurierung der Akropolis kann auch als "Zerstörung unter dem Banner der Wissenschaft"[45] beschrieben werden. Denn das Ziel dieser Restaurierungen war nicht das Erfassen der verschiedenen Bauten und Zeiten, die die Akropolis durchlebt hatte, sondern das Wiederherstellen der altgriechischen Bauten. Im Zuge dieser wurden viele Gebäude zerstört und der Boden aus- und umgegraben. Dies hatte zu Folge, dass den heutigen, modernen Archäologen Schwierigkeiten in Datierung und Benennung verschiedener Gebäude bevorstehen. Zur Zeit des 19. Jahrhunderts ging es noch um eine besondere Ausbeute.[46]

Im 20. Jahrhundert wurden unter der Leitung Nikolas Balanos Erneuerungen eingeleitet, die zwischen 1898 und 1939 dauerten. Während dieser wurden die vier großen, und die einzigen die Ausbeutungen des 19. Jahrhunderts überlebenden Gebäude des Parthenons, des Erechtheions, der Propyläen sowie des Tempels zu Ehren der Nike Athena, erneuert. Dies erfolgte meist arbiträr und mit verschiedenen Mitteln, aber keineswegs professionell oder auf dem Standard der modernen Wissenschaft.

Seit den 1990er Jahren wird nun versucht, die Ruinen zu erhalten und nach neusten wissenschaftlichem Standards zu restaurieren. Hierfür musste zum Beispiel der Nike-Tempel komplett abgebaut werden, um korrekt wieder aufgebaut zu werden.[47] Seit 2000 läuft die Restaurierung unter der Leitung des Acropolis Restoration Service (YSMA) und das Erechtheion war das erste Gebäude dessen Restaurierung vervollständigt wurde.[48]

Die größte Herausforderung stellt heute jedoch die Luftverschmutzung Athens dar, unter welchem das Marmor stark leidet. Moderne Mittel wie eine Kunststoffverkleidung sollen Abhilfe schaffen.[49]

An dieser Stelle ist die Akropolis Exkursion beendet. Die virtuelle Tour bietet vor allem eine visuelle Auseinandersetzung mit der Akropolis, wobei die Fotos besondere Details aufweisen, die bei einer Exkursion in Präsenz nicht ersichtlich wären. Da die Beschreibungen eher kurzgefasst sind, bietet sich diese Exkursion auch besonders für Schulen an. Des weiteren soll aber der Effekt der Panorama auf den digitalen Besucher hervorgehoben werden. Demnach stellt diese (digitale) Exkursion eine einzigartige Anregung zur Recherche griechischer Geschichte dar.

Literaturverzeichnis

Acropolis Virtual Tour, URL: www.acropolisvirtualtour.gr [letzter Aufruf am 31.03.2022].

Acropolis Restoration Service. About. URL: repository-ysma.ekt.gr/ysma/about [letzter Aufruf am 31.03.2022].

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Maré, Estelle Alma: The Perceptual Totality of Group Design in Sacred Classical Greek Architecture. The Approach and the Temple of Apollo at Delphi and the Panathenaic Way, the Propylaea and the Temples on the Athenian Acropolis, in: South African Journal of Art History 28, 1 (2013), S. 1-127.

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O.V.: Akropolis von Athen (Welterbe). In Brockhaus, URL: brockhaus.de/ecs/enzy/article/akropolis-20 [letzter Aufruf am 30.03.2022]

O.V.: Athen. In Brockhaus, URL: brockhaus.de/ecs/enzy/article/akropolis-20 [letzter Aufruf am 30.03.2022]

Schneider, Lambert; Höcker, Christoph. Die Akropolis von Athen. Darmstadt 2001.

Waele, Jos de. The Propylaia of the Akropolis in Athens. The Project of Mnesikles. Amsterdam 1990.

 


[1] Meletzis, Spyros; Papadakis, Helen. Akropolis. Parthenonfries Museum. München 1979, S. 156.

[2] O.V.: Akropolis. In Brockhaus, URL: brockhaus.de/ecs/enzy/article/akropolis-20 [letzter Aufruf am 30.03.2022]

[3] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 11, McEvedy, Colin: Athen, in: Ders., Städte der Klassischen Welt. 120 Zentren der Antike von Alexandria bis Xanten. Stuttgart 2013, S. 73.

[4] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 27, O.V.: Akropolis in Athen (Welterbe). In Brockhaus, URL: brockhaus.de/ecs/enzy/article/akropolis-20 [letzter Aufruf am 30.03.2022].

[5] Schneider, Lambert; Höcker, Christoph. Die Akropolis von Athen. Darmstadt 2001, S. 58-59, McEvedy, Athen, S. 73.

[6] Fouseki, Kalliopi: Conflicting Discourses on the Construction of the New Acropolis Museum. Past and Present, in: European Review of History 13, 4 (2006), S. 534-535, Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 11.

[7] McEvedy, Athen, S. 73, Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 11.

[8] Acropolis Virtual Tour, URL: www.acropolisvirtualtour.gr [letzter Aufruf am 31.03.2022].

[9] Ebd.

[10] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 113.

[11] McEvedy, Athen, S. 70, Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 113, Boardman, John, et al (Hrsg.): The Oxford History of the Classical World. Oxford 1986, S. 124.

[12] Boardman, Oxford, S. 298.

[13] Waele, Jos de. The Propylaia of the Akropolis in Athens. The Project of Mnesikles. Amsterdam 1990, S. 3.

[14] Waele, The Propylaia, S. 3, 19, Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 125.

[15] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 20.

[16] Waele, The Propylaia, S. 3.

[17] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 162, Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 20, Waele, The Propylaia, S. 30.

[18] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 20.

[19] Hurwit, Jeffrey M.:The Athenian Acropolis. History, Mythology, and Archaeology from the Neolithic Era to the Present. Cambridge 1999, S. 11.

[20] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 20,  Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 166-167.

[21] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 169.

[22] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 20.

[23] Maré, Estelle Alma: The Perceptual Totality of Group Design in Sacred Classical Greek Architecture. The Approach and the Temple of Apollo at Delphi and the Panathenaic Way, the Propylaea and the Temples on the Athenian Acropolis, in: South African Journal of Art History 28, 1 (2013), S. 32, Hurwit, The Athenian Acropolis, S. 4.

[24] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 6, Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 175.

[25] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 175.

[26] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 172, 175.

[27] Ebd., S. 178.

[28] Ebd., S. 180, Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 22.

[29] Acropolis Virtual Tour, URL: www.acropolisvirtualtour.gr [letzter Aufruf am 31.03.2022].

[30] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 116-117, Boardman, Oxford, S. 298.

[31] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 13, Hurwit, The Athenian Acropolis, S. 15.

[32] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 13.

[33] Ebd., S. 16-17.

[34] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 18.

[35] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 19, Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 142-143.

[36] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 11, 19, Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 147.

[37] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 23, 27.

[38] McEvedy, Athen, S. 72, Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 27.

[39] Meletzis; Papadakis, Akropolis, S. 27-28.

[40] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 16-17.

[41] Ebd., S. 20.

[42] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 22-23.

[43] Ebd., S. 26, 29, 32-34.

[44] Ebd., S. 48.

[45] Ebd.

[46] Ebd., S. 50.

[47] Schneider; Höcke, Die Akropolis, S. 52-53.

[48] Acropolis Restoration Service. About. URL: repository-ysma.ekt.gr/ysma/about [letzter Aufruf am 31.03.2022].

[49] Ebd., S. 57.