Funktionalisierung von Archäologie und Antikenrezeption in politischen Systemen des 19.-21. Jahrhunderts |
DozentIn: |
Jun.-Prof. Stefan Ardeleanu |
Veranstaltungstyp: |
Seminar (Offizielle Lehrveranstaltungen) |
Beschreibung: |
Archäologische Funde, antike Fundplätze und berühmte Persönlichkeiten der Antike werden seit jeher als Vorbilder einer glorreichen (Vor)Geschichte stilisiert. Seit der systematischen Etablierung der archäologischen Disziplinen und ihrer Ausgrabungs- und Präsentationsmethoden im 18. Jh. bot sich den entstehenden Nationalstaaten ein attraktives Spektrum an Funktionalisierungsmöglichkeiten der Antike und ihrer prägenden Akteure. Vor dem Hintergrund des Konkurrenzkampfes der Großmächte um Territorium, Ressourcen und kulturelle wie zivilisatorische Suprematie wurden antike Heroen und Widerstandskämpfer wie Alexander d.Gr., Arminius, Boudica, Caesar, Decebalus, Hannibal oder Vercingetorix zu nationalen Identifikationssymbolen idealisiert, aber auch Orte wie Alésia, Karthago, Marathon, Massada oder Rom zu Erinnerungszentren ausgebaut. Nicht nur die Kolonialmächte des 19. und 20. Jhs., sondern auch die ihnen folgenden unabhängigen Staaten nutz(t)en und funktionalisier(t)en die Antike und ihre großen Gestalten in variabler Weise: als Legitimation ‚einheimischer‘, bis in die Vorgeschichte zurückreichender Gebietsansprüche, als Begründung kriegerischer Akte, als mythische Vorkämpfer nationaler Einheit oder als Gründungsepen moderner Staatlichkeit.
Ziel des Seminars ist es, allgemeine Grundzüge der Antikenfunktionalisierung und -rezeption, aber auch lokale Umgangsformen mit dem antiken Erbe in demokratischen wie autokratischen Staatsformen des 19. bis 21. Jhs. herauszuarbeiten. Dabei sollen Antikenrekurse in Kunstwerken, Architektur, Literatur, Karikaturen, Denkmälern und Propagandaprogrammen politischer Systeme vor dem Hintergrund ihres jeweiligen zeitgenössischen nation branding kritisch diskutiert werden.
Anforderungen: Aktive Teilnahme, Sitzungsübernahme (Referat), Hausarbeit. |
Ort: |
01/114 |
Semester: |
WiSe 2021/22 |
Zeiten: |
Di. 14:00 - 16:00 (wöchentlich) Erster Termin:Dienstag, 19.10.2021 14:00 - 16:00, Ort: 01/114 |
Veranstaltungsnummer: |
2.233 |
Voraussetzungen: |
Abschluss des Grundmoduls AG |
Bereichseinordnung: |
Veranstaltungen > Kunstgeschichte > Geschichte
Veranstaltungen > Geschichte > Seminare |
Literatur |
M. Díaz-Andreu/T. Champion (Hrsg.), Nationalism and Archaeology in Europe (London 1996); M. L. Galaty/C. Watkinson (Hrsg.), Archaeology under Dictatorship (New York 2004); E. Stein-Hölkeskamp/K.-J. Hölkeskamp (Hrsg.), Erinnerungsorte der Antike. 1: Die römische Welt (München 2006), 2: Die griechische Welt (München 2010); P. L. Kohl/C. Fawcett (Hrsg.), Nationalism, Politics, and the Practice of Archaeology (Cambridge 2000); C. Krüger/M. Lindner (Hrsg.), Nationalismus und Antikenrezeption (Oldenburg 2009); M. Trümpler (Hrsg.), Das große Spiel. Archäologie und Politik zur Zeit des Kolonialismus, 1860–1940 (Köln 2008). |
Weitere Informationen aus Stud.IP zu dieser Veranstaltung |
Heimatinstitut: Geschichte
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