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Flunkyball-Turnier für Geschichtsstudierende am 19. Mai ab 17:00 Uhr
Wegen des Gewitters verschieben wir den Beginn des Flunkyballturniers erstmal auf 19 Uhr!
Ihr wollt andere Geschichtsstudierende an der Uni Osnabrück kennenlernen? Dann kommt zu unserem Flunkyball-Turnier im Schlossgarten. Bitte meldet euch vorher über fachschaft-geschichte@uos.de an! Gerne als Team oder auch einzeln.
Bier könnt ihr für 1€ pro Flasche, als Flat (10€) bei uns erwerben oder selbst mitbringen. Für alkoholfreie Alternativen ist ebenfalls gesorgt.
Wir freuen uns auf Euch!
vom 19.04.2021
Stellungnahme der Fachschaft Geschichte zum Vortrag von Egon Flaig an der Universität Osnabrück:
Auf Einladung des Lehrstuhls für Alte Geschichte soll der Althistoriker Egon Flaig am 22. April im Rahmen der Vortragsreihe „Macht, Gewalt und Geschlecht“ einen Vortrag mit dem Titel „Die Grenzen von Machtkonzepten. Warum lässt sich mit Foucault und mit Bourdieu keine politische Soziologie machen?“ halten. Die Fachschaft Geschichte spricht sich nachdrücklich gegen die Einladung von Egon Flaig aus und bedauert es sehr, dass trotz andauernder Kritik seitens der Studierendenschaft durch den AStA und die Fachschaft keine Ausladung erfolgt ist.
Egon Flaig vertritt und verbreitet seit Jahren unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit politische Positionen der Neuen Rechten. Er leistet damit einer menschenverachtenden, diskriminierenden und rassistischen Ideologie erheblichen Vorschub. Sein Werk zur Weltgeschichte der Sklaverei zeigt beispielhaft, dass er sich nicht an grundlegende wissenschaftliche Standards hält, die Geschichtsstudierende bereits im Proseminar befolgen müssen. Er ignoriert dabei die relevante Forschung, sobald diese seinen politischen Ansichten widerspricht, und reproduziert stattdessen bereits widerlegte rassistische Narrative.[1] Statt zur Aufarbeitung von Ressentiments und Vorurteilen beizutragen, liefert er eine „intellektuelle“ Legitimation für rassistische Gewalt und Diskriminierung.
Zu den Grundbedingungen von freier Wissenschaft und Lehre gehören die Fähigkeit zur Selbstreflexion sowie die Kritisierbarkeit der eigenen Aussagen. Flaig versäumt es, sich mit der erheblichen Kritik, die ihm entgegengebracht wird, produktiv auseinanderzusetzen. Statt sich um einen konstruktiven Dialog zu bemühen, bezichtigt er die Studierendenvertretung der Lüge und verweigert die Auseinandersetzung gänzlich.[2] Es gehört zur Aufgabe von Hochschullehrenden, den Meinungen von Studierenden auch und gerade dann, wenn sie diese nicht teilen, mit Respekt entgegenzutreten und sich um einen fruchtbaren Diskurs mit ihnen zu bemühen.
Egon Flaig nicht an der Universität Osnabrück auftreten zu lassen, widerspricht der Freiheit von Wissenschaft und Lehre deswegen nicht. Es würde im Gegenteil aufzeigen, dass auch ein akademischer Grad kein Freifahrtsschein ist, die Regeln wissenschaftlichen Austausches zu ignorieren.
Die Einladung von Egon Flaig sendet das Signal, dass diskriminierenden und verletzenden Äußerungen unreflektiert eine Bühne geboten wird. Es ist unverantwortlich, ihn im Rahmen einer Vortragsreihe der Alten Geschichte sprechen zu lassen, besonders wenn nicht die Möglichkeit einer ausreichend kritischen Einordnung besteht. Zur didaktischen Verantwortung von Dozierenden gehört es, sich darüber Gedanken zu machen, welche Personen sie für Vorträge vor Studierenden einladen. Flaig hat bereits mehrfach bewiesen, dass seine wissenschaftlichen Positionen von seiner politischen Ideologie nicht zu trennen sind.[3] Dementsprechend ist eine Unterscheidung zwischen der „akademischen“ und der „politischen“ Person Flaig nicht sinnvoll möglich.
Aus diesen Gründen und auch vor dem Hintergrund des besonderen inhaltlichen Schwerpunkts auf Internationale Migration und Interkulturelle Beziehungen in Forschung und Lehre an der Universität Osnabrück findet die Fachschaft Geschichte es enttäuschend und nur schwer nachvollziehbar, dass der Vortrag von Egon Flaig nicht abgesagt wurde. Damit wurde durch das Präsidium der Universität und den Lehrstuhl für Alte Geschichte versäumt, ein wichtiges Zeichen in Richtung der Studierenden, und gegen Rassismus, Diskriminierung und Menschenfeindlichkeit zu setzen.
In den letzten Wochen ist deutlich geworden, dass im Historischen Seminar sowohl bei Dozierenden als auch bei Studierenden erhebliche Differenzen und Konflikte in Bezug auf das Verständnis von freier Wissenschaft bestehen. Es herrscht allgemeine Uneinigkeit darüber, wie mit akademischen Persönlichkeiten wie Egon Flaig, die sich neurechter Ideologie zugewendet haben, umgegangen werden soll. Die Fachschaft hält es für unabdingbar, dass diese Problematik innerhalb des Faches in den nächsten Wochen und Monaten transparent aufgearbeitet und diskutiert wird. Dies fordern wir mit Nachdruck ein und stehen für einen produktiven Austausch selbstverständlich jederzeit bereit.
Fußnoten
[1] Ulrike SCHMIEDER, Rezension zu: Flaig, Egon: Weltgeschichte der Sklaverei, München 2009, in: Connections. A Journal for Historians and Area Specialists, 25.06.2010 (verfügbar unter: www.connections.clio-online.net/publicationreview/id/reb-13299, abgerufen am 12.04.2021).
[2] Henrike LAING, Umstrittener Vortrag an Osnabrücker Universität: Asta fordert Ausladung von Egon Flaig, NOZ Online am 14.04.2021 (ver-fügbar unter: www.noz.de/lokales/osnabrueck/artikel/2281184/umstrittener-vortrag-an-osnabruecker-universitaet, abgerufen am 14.04.2021).
[3] Offener Brief des Arbeitsbereiches Didaktik der Geschichte, Friedrich-Meinecke-Institut, FU Berlin, 14.11.2019 (verfügbar unter: www.geschkult.fu-berlin.de/e/fmi/bereiche/ab_didaktik/News/Stellungnahme_AB_Didaktik_Flaig.pdf, abgerufen am 14.04.2021).