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Die Geldpolitik des Herzogs Georg von Sachsen (1471-1539)

Elisabeth Doerk, M.A.

Die lange Regierungstätigkeit Herzog Georgs des Bärtigen von Sachsen fiel in einen Zeitraum, der in besonderem Maße durch Diskontinuitäten im wirtschaftlichen, geistlichen und sozialen Sektor geprägt war. In den langen Jahren seiner alleinigen Regierung (1500-1539) blieb Herzog Georg zeitlebens, im Gegensatz zu vielen anderen Fürsten seiner Zeit, beim römisch-katholischen Glauben. Nur eine Herangehensweise, die das Beharren Georgs auf dem alten Glauben im Kontext der zeitgenössischen Ereignisse betrachtet, erlaubt einen Blick auf den albertinischen Regenten, der über eine bloße Kritik als „Feind Luthers“ hinausgeht.

Durch die immensen Umbrüche im theologischen und sozialen Bereich entwickelte sich das Reformationszeitalter zu einer überaus spannenden Zeit, in der die Anhänger des neuen und des alten Glaubens ihr jeweiliges Bekenntnis mit Inbrunst und Einfallsreichtum verteidigten. Nicht nur Flugschriften und Holzschnitte, auch Münzen und Medaillen trugen dazu bei, wirkungsvoll Meinungen und Inhalte zu übermitteln.

Trotz ihrer wichtigen Rolle als Informationsträger standen Münzen und Medaillen in der geschichtswissenschaftlichen Forschung bisher hinter den vielfältigen, meist leichter zugänglichen schriftlichen Quellen zurück. Doch Münzen waren im Alltag unverzichtbar und zeichneten sich durch eine geringe Größe und hohe Mobilität aus. Durch Umschrift und bildliche Darstellung ergab sich auf numismatischen Objekten innerhalb kleinsten Raumes ein Zusammenspiel, das ohne viel Aufwand Inhalte vermitteln kann, die jedem „Leser“ der Stücke aufgrund des gemeinsamen kulturellen Hintergrunds vertraut waren.

Doch auf welche Attribute in der Münzprägung konnte Herzog Georg überhaupt persönlich Einfluss nehmen? Durch seine Stellung als Landesfürst waren seiner Einflussnahme kaum Grenzen gesetzt. Dies betraf die Errichtung von Münzstätten, die Wahl der Münzmeister und Stempelschneider, wie auch die Entscheidung über Schrot und Korn der Münzen. Doch konnte der Fürst auch die Gestaltung der Münzbilder und Umschriften aktiv beeinflussen, sodass diese als Quelle für Georgs Einstellungen herangezogen werden können?

Neben der religiösen Sonderstellung Herzog Georgs als Katholik  inmitten der reformatorischen Wirren macht der „Sächsische Münzstreit“ die Regierungszeit Georgs zu einem Untersuchungsgebiet, das vielfältige Erkenntnisse verspricht. Denn nach der Leipziger Teilung im Jahre 1485 prägten die Regenten des albertinischen und ernestinischen Sachsens zunächst gemeinsam weiter, obwohl Herzog Georg beim römisch-katholischen Glauben verblieb, wohingegen sein Cousin Kurfürst Friedrich der Weise und später dessen Bruder Kurfürst Johann der Beständige, bereits den neuen Glauben unterstützen. Nur während des Münzstreits entzweiten sich die beiden Linien, sodass in den Jahren 1528 bis 1533 keine gemeinsamen Münzen geschlagen wurden.