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Museum und Park Kalkriese: Varusschlacht im Osnabrücker Land

Bericht von Valeria Kukshaus

Gliederung

  • Einleitung
  • Das Kalkrieser Museum
  • Sonderausstellung: Spot an! Szenen einer römischen Stadt
  • Das Museum und die Schule
  • Archäologie und Forschung
  • Fazit

Einleitung

Die Varusschlacht bildet eines der wichtigsten Ereignisse in der römischen Geschichte in Germanien ab. 9 n.Chr. mussten die Römer unter der Führung von Arminius eine Niederlage gegen die Germanen einstecken. Die Schlacht wird an verschieden Orten vermutet, unter anderem in Norddeutschland, in Ostwestfalen und in den Niederlanden. Da Norddeutschland zu einem gewissen Zeitpunkt am plausibelsten schien (heute umstritten, siehe dazu: Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Varus Arminius und das römische Germanien, 2012), wurde dort das besagte Kalkrieser Museum errichtet. Mit diesem Museum werde ich mich in diesem Bericht beschäftigen.

Im Jahr 2002 wurde das Kalkrieser Museum in Kalkriese, bei Bramsche, errichtet und schon zwei Jahre später mit dem Europa Nostra Award, als erste archäologische Einrichtung und europäisches Kulturerbe, ausgezeichnet. Seit ca. 30 Jahren werden dort wissenschaftliche Untersuchungen angestrebt und bieten somit neue Einblicke in die Feldschlacht. Neben der Forschung, die das Museum betreibt, wird auch die Vermittlung an eine breite Öffentlichkeit erzielt. Die Ausstellungen des Museums präsentieren die neusten Erkenntnisse und liefern den Besuchern Einblicke in die aktuelle Forschung.

Zum jetzigen Zeitpunkt der Covid-19-Pandemie hat das Kalkrieser Museum, so wie ein Großteil der öffentlichen Einrichtungen, geschlossen. Trotz alledem bietet das Museum verschiedene Möglichkeiten, sich mit der Varusschlacht bzw. mit dem Museum online zu beschäftigen. Das digitale Angebot des Museums ist über die Website des Museums zu erreichen. Die Website ist sehr gut strukturiert, übersichtlich, benutzerfreundlich und interessant gestaltet.

 

Das Kalkrieser Museum

Das Museum bietet eine Dauerausstellung an, welche 2009 mit dem Architekturbüro hollenbeck.plato gestaltet wurde. Da der Schwerpunkt auf der wissenschaftlichen Forschung liegt, geht es nach 30-jähriger Forschung hauptsächlich um das Auswerten und Erklären. Vor allem die Römer, die Germanen und deren unterschiedlichen Lebenswelten werden hierbei fokussiert. Im Museum gibt es sechs verschiedene Stationen, welche tiefere Einblicke in die Schlacht bieten. Das letzte Ausstellungsthema führt zu dem Aussichtsturm, welcher sich auf dem Gelände des Museums befindet. Der Turm bietet nicht nur einen schönen Ausblick auf die Landschaft und den vermutlichen Ort der Varusschlacht, sondern bietet zusätzlich auf den einzelnen Etagen Informationen zur Wirkungsgeschichte der Varusschlacht an.

Die Dauerausstellung ist besonders an Kinder und Jugendliche gerichtet. Durch interessante und moderne Darstellungsweisen soll ihr Interesse für Wissenschaft und Geschichte geweckt werden. Auch für Besucher, die sich genauer mit der Schlacht beschäftigen wollen, bietet das Museum zahlreiche Materialsammlungen und Vertiefungsstoffe an.

Neben dem Museum selbst, stellt der dazugehörige Park, welcher sich über ca. 20 Hektar erstreckt, ein zusätzliches Angebot zum Erkunden des Ortes dar. Zum Beispiel das Rätselspiel „der Spurensucher“, ein Kletterwald und der Themenrundgang „Undercover“ wird ebenfalls zur Verfügung gestellt, wobei sich hier die Angebote auf die jüngeren Besucher beziehen. Des Weiteren werden alljährlich zusätzliche Veranstaltungen vom Museum angeboten, wie z.B. das Oster-Leuchten (sehr empfehlenswert), die Römer- und Germanentage etc.

Außergewöhnliche Möglichkeiten gewähren zudem der Pavillon des Sehens, des Hörens und des Fragens. Diese sollen die sinnliche Auseinandersetzung der Besucher anregen, ihre Vorstellungskraft und Kreativität freien Raum lassen. An diesen Orten sollen sich die Besucher fragen, was dort passiert sein könnte, was man hören und sehen konnte. In den Pavillons werden also keine Film- oder Audio-Datei abgespielt, sondern die Besucher sollen sich selbst mit den möglichen Ereignissen, Geräuschen etc. auseinandersetzen. Das Museum bzw. der Park schaffen durch dieses Angebot eine Abwechslung neben dem sonstigen Erkunden des Ortes.

Ein weiteres Angebot des Parkes ist der „Weg der Römer“. Dieser Weg soll eine Nachahmung der Route der Römer aus dem Jahr 9 n.Chr. darstellen. Der Weg im Park ist mit rostigen Platten belegt, welche die Vergänglichkeit zum Ausdruck bringen sollen. Auf einigen Platten sind Zitate antiker Quellen gedruckt worden, welche an die Schriften des Tacitus erinnern sollen.

Im Park befindet sich zudem noch ein nachgebauter Wall, welcher ein strategisches Bauwerk zur Abwehr der Römer in der Antike darstellen soll. Im Parkgelände ist der Verlauf des Walls gekennzeichnet. Die Germanen hatten in der Antike einen Wall aus Gras-Soden und Holz errichtet, um durch den daraus resultierenden Sichtschutz strategisch im Vorteil gegenüber den Römern zu sein. Der Landschaftsschnitt ist durch enge, von Wänden aus korrodiertem Stahl, begrenzte Gänge gekennzeichnet. Dieser Schutzwall wurde hier in der originalen Höhe nachgebaut. Besucher können den Wall betreten. Dabei können sie entweder zur Seite der Römer oder Germanen wechseln. Auch hier können die Besucher ihre Vorstellungskraft frei entfalten.

 

Sonderausstellung: Spot an! Szenen einer römischen Stadt

Das Museum bietet neben der Dauerausstellung und den genannten Angeboten eine Sonderausstellung an, welche vom 02.05.21 bis zum 14.11.21 stattfinden wird. Die Sonderausstellung „Spot an! Szenen einer römischen Stadt“ wird vermutlich überwiegend online verlaufen. Die Wanderausstellung aus dem Landesmuseum Trier zeigt die Bedeutung des antiken Triers und zeichnet anhand Skulpturen, Münzen und Mosaiken das Stadtleben in der Antike nach.

Die Sonderausstellung zeigt auf ca. 500 Quadratmetern das Aufblühen der Stadt Trier in der Antike. 300 n.Chr. spiegelte sich in der Kaiserresidenz Trier, welche die größte römische Stadt nördlich der Alpen war, Wohlstand in der Bevölkerung. Neben den sonstigen öffentlichen Führungen der Sonderausstellungen werden zum jetzigen Zeitpunkt digitale Führungen angeboten. Die digitalen Führungen werden auf Facebook, Instagram und YouTube übertragen. Die erste digitale Führung der Sonderausstellung fand am 02.05.21 statt. Diese wurde um 10 Uhr eröffnet, um 11 Uhr wurde eine Familienführung durch die Dauerausstellung und um 16:30 Uhr ein digitaler Rundgang durch die Ausstellung veranstaltet. Für den gesamten Monat Mai gibt es auf der Website des Museums schon Termine und Informationen zu den kommenden Online-Veranstaltungen. Dementsprechend können sich Interessierte schon im Voraus auswählen, was sie sich wann anschauen wollen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die digitalen Führungen kostenlos sind, was vermutlich für noch mehr Interessierte sorgen wird.

 

Das Museum und die Schule

Das Kalkrieser Museum liefert besonders für Schüler*innen aller Jahrgangstufen ein breites Spektrum. Neben Führungen, Museumsgesprächen und anderen Erlebnisangeboten, ist das Ziel des Museums, Geschichte lebendig zu machen. Dabei werden die Vorgaben des Kultusministeriums für das Fach Geschichte berücksichtigt. Die museumspädagogischen Mitarbeiter gestalten die Themen für die Schüler*innen informativ, erlebnisreich und spielerisch. Zurzeit kann auch eine Online-Führung für Schulklassen gebucht werden. Dabei soll diese einen Überblick zur Varusschlacht und zu archäologischen Forschungen in Kalkriese schaffen. Es können auch vorher individuelle Schwerpunkte gewünscht und mit dem Personal abgesprochen werden. Eine Online Führung dauert 60 Minuten und kostet 100 Euro für eine Schulklasse. Praktisch ist, dass die Klasse die Führung entweder gemeinsam im Klassenraum absolvieren kann oder jeder/ jede Schüler*in bei sich zu Hause. Auf der Website des Museums kann unter dem Reiter „Schulen“ zudem Unterrichtsmaterial aufgerufen werden. Dabei gibt es vier Themenbereiche, wofür zahlreiche Informationen, Rätsel und Aufgaben für Lehrkräfte und Schüler*innen vorbereitet wurden. Dieses Angebot ist eine gute Unterstützung, sowohl für Lehrpersonen als auch für Schüler*innen, die sich für die Varusschlacht interessieren. Neben den Aufgaben werden auch Lösungen bereitgestellt, was ebenfalls eine große Hilfe für die Personen sein kann.

 

Archäologie und Forschung

Im Jahr 2018 fand eine Grabungskampagne beim Kalkrieser Museum statt. Diese Grabungen wurden durch das Land Niedersachsen, Landkreis Osnabrück und der Universität Osnabrück gefördert. Während der Grabungen wurde eine Wall-Graben-Anlage entdeckt, welche im Anschluss überprüft und mit der anderen Wall-Anlage verglichen wurde. Im Verlauf der Jahre wurden weitere Grabungen vor Ort unternommen und römische Ausrüstungsgegenstände aus dem zivilen und militärischen Bereich gefunden. Dazu gehörten etwa Schwertscheidenringe, Münzen, Knoten-, Kugel-Distelfibeln etc.

Folgendes Beispiel soll illustrieren, wie viel Arbeit eigentlich hinter einer Ausgrabung steckt. Es soll zudem verdeutlichen, dass es sich eben nicht nur um ein einfaches „Ausbuddeln“ eines Gegentandes handelt.

Im Jahr 2018 wurde ein Schienenpanzer vom Archäologenteam entdeckt. Ein Schienenpanzer wurde zum Schutz des Oberkörpers eines römischen Soldaten verwendet. Er besteht aus Metallplatten und Scharnieren, die sich mit Lederriemen verbinden lassen. Dieser ist noch sehr gut erhalten, fast vollständig und lässt sich zur Geburt Christi datieren. Der Schienenpanzer ist das zurzeit älteste bekannte Exemplar dieses Rüstungstyps in der römischen Welt. Durch den guten Erhalt des Schienenpanzers können neue Erkenntnisse aus der römischen Rüstungsindustrie und Militärtechnik gewonnen werden. Ein Schienenpanzer gehörte zur Grundausstattung eines römischen Soldaten, trotz alledem gibt es nur wenig Funde von solchen Exemplaren, weshalb dieser Fund umso bedeutender ist. Neben dem Schienenpanzer, wurde eine Halsgeige gefunden. Eine Halsgeige war ein römisches Fesselungsinstrument, mit dem die Hände des Gefangenen an dessen Hals gebunden wurden. Durch das Auftauchen beider Gegenstände am gleichen Ort, könnte vermutet werden, dass ein römischer Soldat dort mit der Halsgeige gestorben ist.

Auf YouTube wird ein Kurzfilm über die Ausgrabung des Schienenpanzers präsentiert. Das Video verdeutlicht den Aufwand, den das Grabungsteam betreiben musste, um den Schienenpanzer als Endergebnis erhalten zu können. Auf Grund des heißen Sommers wurde nur ein Block, und nicht der Schienenpanzer selbst, freigelegt. Dieser Block sollte später unter Laborbedingungen fachgerecht freigelegt werden. Zuerst wurde der Block zum Zollamt Osnabrück gefahren, um dort geröntgt zu werden. Danach wurde das Entwicklungszentrum Röntgentechnik beauftragt sich weiter damit auseinanderzusetzen und hat schließlich durch ein technisches System das Objekt dreidimensional erfassen können. Nun befindet sich der Schienenpanzer in einem aufwändigen Restaurierungsprozess. Im Jahr 2023 soll eine Sonderausstellung im Kalkrieser Museum stattfinden, in der unter anderem der Schienenpanzer als Highlight präsentiert wird.

 

Fazit

Das Museum und der Park Kalkriese Varusschlacht im Osnabrücker Raum bietet viele einzigartige Möglichkeiten für Groß und Klein, sich mit der Varusschlacht zu beschäftigen. Das Besondere des Museums ist vor allem der Park, der es den Besuchern ermöglicht, sich ein (fast) originalgetreues Bild von der Schlacht, von den Menschen und von der Situation zu machen. Den Besuchern werden nicht einfach Informationstexte und Exponate präsentiert, sondern sie können zusätzlich ihrer Vorstellungskraft und Kreativität im Park freien Lauf lassen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass ein Besuch des Kalkrieser Museums eine Bereicherung für mich war. In der Schulzeit hatte ich als Schülerin einige Ausflüge zu Museen gemacht, allerdings ist mir kein Museum so positiv in Erinnerung geblieben. Das Kalkrieser Museum ist nicht „das typische Museum“, es hebt sich nämlich durch die facettenreichen Angebote von den anderen Museen ab. Als ich nach meiner Schulzeit nochmal dort war, erinnere ich mich noch daran, dass ich mich so gefühlt habe, als ob ich selbst auf Entdeckung gehe und selbst die Spuren der Römer suche und finde. Man fühlt sich dort wie ein Historiker bzw. eine Historikerin und das nur, weil das Museum dies durch die außergewöhnlichen Mittel ermöglicht.

Vor allem zur jetzigen Zeit ist es dem Museum gelungen, die Besucher durch das digitale Programm anzulocken, es trotz Corona zu arrangieren, das Museum digital zu besuchen und das Wissen über die Varusschlacht zu erweitern. Abschließend kann ich sagen, dass sich ein Besuch des Museums sehr lohnt und ich das Museum nur weiterempfehlen kann, vor allem für Liebhaber der Antike.